Dillhappensalatsoßenschreibungsüberlegungen

151010_Wessling_Dill Happen-BudapestersalatZunächst einmal gilt, was immer für Eigennamen gilt, und natürlich auch für die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Produkte nennen: Macht doch, was ihr wollt! Wer seinen Käse Das Bäste aus Emmi’s ahlgäuer(!, siehe unten) Keserei nennen will – tu es! Nun, das Beispiel ist (so würde es mein Sohn sagen) krass, aber wer will Emmi vors Duden-Gericht in 76365 Duderstadt ziehen und dort zum Auswendiglernen von Schreib-Konventionen bei Wasser, Brot und Buchstabensuppe verdonnern?

Insofern ist dieses Bildchen des Lesers Robert W. aus B – vielen Dank, Herr W! – erst einmal eines: geschenkt (doppelter Wortsinn). Man darf nicht meckern.

Aber …Screenshot 2014-07-14 09.31.37

Nimmt man die beiden Schreibweisen als Beispiel, wirklich nur als Beispiel, ist dieses Bildchen erstklassig, da exemplarisch stilbildend. Ich fange mal rechts an, beim Salat.

Regionalbezeichnungen auf -er werden als Adjektiv immer großgeschrieben, obwohl es regelgerecht klein daherkommende Adjektive sind: der Kölner Dom, der Aargauer Bote, die Schwarzwälder Torte, der Hamburger SV, der Nürnberger Maler Albrecht Dürer. Spätestens beim größten Sprössling der Stadt, in der ich lebe, sehen Sie, dass es sich hier nicht um einen Eigennamen handelt, sondern um ein schlichtes Adjektiv. Der Münchner Fußballer Mehmet Scholl …

Einzige Ausnahme zu dieser Regel: ungarische Regionalbezeichnungen (hat etwas zu tun mit der ungarischen Politik des aktuellen Präsidenten und wird gekippt, sobald der kippt). Das ist natürlich just frei erfundener Kokolores! Und auch nicht wirklich treffend, da gegen die Schreibung Budapestersalat nicht viel einzuwenden wäre – außer: Budapester Salat entspräche der Konvention. Aber ob der Stadtrat von … sagen wir mal … 76365 Duderstadt seine gen Südosten führende Straße nun Budapester Straße oder Budapesterstraße nennt … Sie wissen, auf was ich hinauswill. Kölnerdom? Schwarzwäldertorte? Aargauerbote? Münchnerfußballer?
Andererseits, dies noch mal gelesen habend: Schwarzwäldertorte sieht so übel nicht aus. Und ist Gott sei Dank vom Duden nicht gern gesehen. Mit dieser leichten Unsicherheit schauen wir mal in denselben. Ich darf zitieren: Geografische Bezeichnungen, die ein aus einem Ortsnamen abgeleitetes Adjektiv auf –er enthalten, schreibt man in der Regel getrennt: Teutoburger Wald, Magdeburger Börde, Steinhuder Meer. In manchen Fällen ist es dagegen üblich zusammenzuschreiben: Böhmerwald, Wienerwald. Auch Doppelschreibungen kommen vor: Wörther See / Wörthersee, Vierwaldstätter See / (in der Schweiz aber:) Vierwaldstättersee, Genfer See / (in der Schweiz meist:) Genfersee usw. Zitat Ende. Danke.

So, du Happen, du dilliger, billiger, nun zu dir, du Krönung des Lebens! Siehe gestern, du Vita Krone, Vitakrone, Vita-Krone, VitaHOCHSTRICHKrone, VitaKrone! Wir haben zwei Nomen, Dill und Happen. Im Gegensatz zum Angelsächsischen und zum Spätmittelneuhochdeutsch-Spätflandrisch-Hispaniolesken stehen im Deutschen nie zwei Begriffe einfach so nebeneinander, wenn sie etwas miteinander zu tun haben, also irgendwie verbunden sind. Den Angelsachsen stört das wenig. Er schreibt Restaurant Entrance – Football Player – Car Wash – Outdoor Activities. Und das soll er auch! Einer, der so etwas schreibt, kommt mir als Beispiel gerade recht.

Stephen King hat gestern angerufen, er sucht einen neuen Lektor. Notiere ich dann: Bestseller Autor zurückrufen …? Nienimmernicht. Ich schreibe ein Wort oder koppele: Bestsellerautor oder Bestseller-Autor. Die Gemüse Pfanne kommt so nie auf den Tisch; der Wohnzimmer Sessel geht auf den Sperr Müll und das Sport Auto in die Schrott Presse.

Und ob Sie nun Sport-Auto schreiben oder Sportauto, das ist Ihnen überlassen. Ich neige dazu, wenig geläufige Kombinationen zu koppeln: Bücherwurm-Regal. Aber das können Sie Ihrem Sprach-, Bauch- und Lesegefühl überlassen. Den Dill Happen, den ich immer Dill-Happen schreiben würde, ebenso.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.