Der Kampf ums Goldene Ei

160404_Heyne_goldigSeit einiger Zeit, schrieb mir der geschätzte Leser Klaus H., hängt neben einer Bushaltstelle im Gewerbegebiet St. Leon-Rot ein Plakat, das ich mehrmals betrachtet, aber nie wirklich verstanden habe. Nun mag es sein, dass das Plakat dort nicht mehr hängt, einer intensiven Betrachtung ist es dennoch wert, denke ich. Denn ich teile das Unverständnis, das Klaus H. kundtut. Kurz gesagt, hier müssen sich die besten Texter Baden-Württembergs (dort liegt St. Leon-Rot) ein Stelldichein gegeben haben – beim Kampf um das Goldene Ei.

Hoppala, ein Ei, ein güldenes. Klar, war Ostern – und die Aktion geht bis Pfingsten. Der Name dieser Aktion lautet SeiGoldig. Nun, das bin ich, aber nur, wenn ihr mir sagt, warum ihr Sei und Goldig aber so richtig wahnsinnig hammerhart durchmajuskulisiert habt (dieses Wort gibt es nicht, ich habe es gerade frisch erfunden, die Heldentat der Woche!; ein Majuskel ist der schicke Binnen-Großbuchstabe). Warum macht ihr das?

Den nächsten Lapsus verstehe ich. Wenn man in einem Schreibprogramm eingestellt hat, dass zum Satzanfang automatisch großgeschrieben wird, macht das Programm nach dem Punkt hinter 19. groß weiter. Es ahnt ja nicht, dass dieser Punkt lediglich Teil der Ordinalzahl – für Texter aus BaWü: Das sind – im Gegensatz zu den Kardinalzahlen – jene, die eine Ordnung anzeigen: der Erste, der 2., der dritte Mann, das 19. Gebot … Muss man dann händisch ausbessern, diese Großschreibung. Hat hier niemand getan.

Hat das niemand gesehen? Liest das niemand mehr? Geht das von des Texters (hier: des Kampf-ums-Goldene-Ei-Siegers) Schreibtisch direkt in die Druckerei?

Klaus H. schreibt: Beim angegebenen Zeitraum schreibt man in BaWü augenscheinlich gerne das „Bis“ mit einem Großbuchstaben. Wenn das so ist, umso irrer. Da hat der Herr Kretschmann also nicht nur die Regierung neu gebildet, sondern auch gleich eine Grammatikregel umgepflanzt (feines Wortspiel bei Grüne, oder?): Mir schreibet das Zeitraums-Bis jetzt immer groß!

Vom 19. bis(!) 26. März 2016 bei einem Einkauf von 100€. Vor diesem sinnfreien Satz knie ich stumm nieder. Ja, was? … sind die Kassen geschlossen? … feiern wir den VfB Stuttgart? … dürfen Sie in Zuffenhausen ein Auto frei wählen, auf unsere Kosten? …scheint die Sonne?

Nein! Es ist etwas anderes.

Aktions-Einlösbar.

Das ist es! Steht da! Hey, wenn ich neue Wörter erfinde (siehe oben), dann darf ich das, sieht ja niemand. Aber wenn ihr das tut, ihr Texter… ihr bekommt noch Geld dafür! Völlig sinnentleert! Durch nichts einlösbar(!)! (Endlich einmal zwei !, die einen Sinn ergeben!)

Klaus H. hat sich einmal die Homepage angeschaut, auf der das erklärt werden soll. Er hat es verstanden. Er wittert eine dreiste Rabattvariante. Würde passen.

Goldig, oder?

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.