Schnell verehren!

Wir Sprach- und Lesebekloppten lesen überall. Also, wenn wir nicht gerade Therapiesitzungen haben, um trotz unserer Sprach- und Lesebeklopptheit noch irgendwie Wesen zu bleiben, mit denen andere umgehen können, irgendwie. Leg das Buch weg, bitte. Der Mülleimer brennt – Gleich, ist gerade so irrsinnig gut, was der Dan Brown über Jesu* letzte Wort am Kreuz gesagt hat, so ein Käse! So was. Und natürlich lesen wir auch beim Frühstück. Auf Verpackungen. Auch auf Rückseiten von Packungen, Inhalt: Käse.

Ich bewundere dann den Texter und den Grafiker, die auf kleinstem Raum so viel Informationen unterbringen – die niemand gebraucht. Lese dennoch. Wundere mich über den Allergie-Hinweis …

In einem Werk geschnitten, in dem Kuh-, Schafsmilch und Schalenfrüchte verarbeitet werden.

Heißa, was da alles rumfliegt!

Denke mir so manchen Teil, finde aber alles richtig. Wirklich, meine Hochachtung vor den Machern.

Und dann lese ich es, ich lese und knipse und vergrößere mal für Sie, was ich meine.

Nach dem Öffnen alsbald verzehren, steht da. Ich glaube, Konrad Duden war noch gar nicht geboren, als ich das Wort alsbald zum letzten Mal gelesen haben. Herrschaftszeiten! Was für eine Freude!

Dieses Wort gibt es eigentlich gar nicht, sagt der Duden, beinahe. Es sei schweizerisch und bedeute kurz danach, sogleich. Komme von alsobald, und dieses Adverb sei „veraltet, noch altertŸümelnd“.

Noch altertümelnd kann ja wohl nur bedeuten, dass schon Jesus am Kreuze karfreitags gesagt haben könnte: Alsobald bin ich beim Vater im Himmel, oder so. Danach, mit der Grablegung, ist das Wort verschwunden – um auf einer Käsepackung aufzuerstehen.

Oder um einen weiteren Osterwitz anzubringen …

Nach dem Grab-Öffnen alsbald verehren.

Danke, Géramont: Sie schreiben, meine Meinung interessiere Sie. Einfach mal googeln, was ich denke … Und die Käseladung bitte wie immer in die Garage!
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Natürlich muss ich nachschlagen, wie denn der korrekte Genitiv von Jesus geht. Ich tippte auf Jesus’ mit den Häkelein am Ende, wegen des Zischlautes. Und nun die Lösung, nie und nimmer gedacht: Jesu, der Genitiv von Jesus ist Jesu – ohne S, ohne Häkelein, sagt der Duden. Wieder was gelernt.

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