Das tut weh

In den Spielen zur Relegation in die Erste – ja, es geht um Fußball – hat der Erstklassige VfL Wolfsburg dem Zweitklassigen, der Eintracht Braunschweig, einen Elfmeter ins Eckige gesetzt. Der war ungerechtfertigt. Das passiert. Die Braunschweiger können heute Abend im Rückspiel das Gleiche versuchen: Die Führung zu erziehen durch einen nicht gerechtfertigten Elfmeter. Der Kicker, das All-Organ der Branche, hat sich natürlich unter die Trikotage der Braunschweiger begeben und die Stimmungslage abgehorcht.

Herauskam dabei auch dieser Satz …

Beim Zweitliga-Dritten wird versucht, den Blick nach vorn zu richten.

Ojemine (übrigens, völlig korrekt so, hat mich auch gewundert), ojemine, was für ein Satz! Liebe Kickers, jetzt noch mal ganz von vorn. Stilbildung, erste Klasse Volontärsjahrgang.

  • Erstens, in einer Woche schreiben wir höchstens einen einzigen Passivsatz. Wenn wir mehr schreiben, enden wir als Tränenbankreiniger in Braunschweig.
  • Denn zweitens ist das Passiv eine Konstruktion, die hässlich ist, störrisch, gewalttätig und igitt.
  • Drittens aber sagt sie vor allem sagt eines: Ich, der Schreiber, war zu faul, nach dem Verursacher, dem Handelnden, zu forschen. Ich habe niemanden gefragt, ich habe den Namen vergesssen. Und es ist mir auch einerlei, ob ich meine Dienstpflichten vernachlässigt habe. Ich schreibe ein Passiv, mag der Leser sich seinen Teil denken. Einen Handelnden nenne ich nur, wenn mein Anwalt mich nötigt. Ätsch!

Dabei, seien wir mal ehrlich – im folgenden Beispiel noch deutlich leichter –, der Täter, der Handelnde liegt doch hier auf der Hand, respektive ermattet auf der Ruhebank in der Kabine. Ein Leichtes wäre es gewesen, den Satz so zu bauen …

Der Zweitliga-Dritte versucht, den Blick nach vor zu richten.

Ist eh eine Binsenweisheit. Sensationell wäre es, wenn der Trainer der Braunschweiger gesagt hätte: Liebe Leute vom Kicker, hört mal zu. Dieser Elfmeter wird uns so beschäftigen, dass wir im Rückspiel keine Chance mehr haben. Es sei denn – und das wird gerade versucht (dies wäre dann der eine erlaubte Passiv-Satz pro Woche!) –, wir bestechen den Schiedsrichter im Hinspiel aber mal so richtig.

Lernen wir also hier abermals: Kein Passiv, bitte, nix, nitschewo – es sei denn, man will den Handelnden, den Zitatgebenden nicht nennen – oder der Autor schreibt aus einem Keller für fortgeschrittene Sado-Maso-Pärchen.

Oder man ist bei der Süddeutschen Zeitung. Herrschaften! Was die am 17. Mai geschrieben haben, schlägt dem Fass den Boden aus der Krone der Fehlleistungen. Thema: Im Zuge der Nachforschungen um den Berlin-Attentäter Anis Amri kommt heraus, dass das LKA Dokumente gefälscht haben könnte – zur eilfertigen eigenen Entlastung.

Lesen Sie mal …

Offenbar wurde durch Beamte des LKA nach dem Attentat versucht …

Leute, Ex-Kollegen. Wir haben den oder die Täter, jedenfalls einen Verdacht. Der ist durch offenbar hinreichend als solcher definiert. Und dennoch dieses Igitt-Passiv. Pfuideibel!

Dabei wäre es doch denbbarst(!) einfachst(!) gewesen, bitte …

Offenbar haben Beamte des BKA nach dem Attentat versucht, das …

Oder? Schautet ihr schon Mitte Mai nach Braunschweig in Erwartung neuer Opfer in der ersten Liga, ihr Bayern?

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