Süßstoff

Die Dame war etwas irritiert, als ich dieses Päckchen sogleich fotografierte, nachdem sie es mir zugeschoben hatte. Ihr Blick funkelte, Begierde strahlte aus jeder Pore ihrer Kullerchen; sie hatte den (Augen)Aufschlag gemacht  – Sie sehen, auch in derlei Brenzligkeit geht mein Hang zum Wortspiel nicht verloren. Der Ball lag in meinem Feld. Wohin gehen wir?, schien das Himmelblau in Heidelindes Antlitz zu brüllen.

Und ich hatte keine Vorstellung, wie diese Vorstellung weitergehen könnte.

Wir saßen im Caffeerotic, einem Treff in einem der blauerengeligen Viertel Nürnbergs (Adresse auf Anfrage, nicht im Internet). Heidelinde trug lang: Bein, Wimper, Fingernagel, Wasserstoffblondes.

Ich versuchte, kurz zu spielen, auf Zeit. Redete über den Sommer, der just an diesem Samstag, ja, dem pfingstigen, in einen Herbst überzugehen drohte. Und Heidelinde fragte, ob ich den Genuss nicht doch etwas heißer haben wollte. Augenklimper. Quasi SÜSSER, sagte sie, und ich wusste nicht, ob Sie damit Süßer meinte, also mich, oder nur den Komparativ von süß.

Dann drehte sie das schwarze Päckchen um. Fingerte den Stoff darin rotfingerig einmal durch und deutete auf die Rückseite.

Der Kaffee ist doch hervorragend, sagte sie, riss das Tütchen auf und gab den Zucker in ihre Tasse. Willst du es süßer?

Danke, ja, dachte ich. Sagte aber: Nee, das reicht.

Und dachte: Wer kommt auf die vollbescheuerte Idee, ein Zuckertütchen aussehen zu lassen wie eine Kondomverpackung? Über die falsche Schreibung von heissere sehe ich mal hinweg.

Fragen wir nach, also das Netz. Wer ω coffeerotic.de eingibt, kommt auf einen merkwürdige Seite.

Und wenn stimmt, was ein Nachdenklicher in einem Forum schreibt, erschließt sich schnell der Rest: Hallo liebe Kaffeefreunde, vor einigen Jahren brachte Darboven (sehr zum Ärger von Albert sen.) einen Kaffee unter der Marke „Coffeerotic“ heraus. Dieser war für die Szenegastronomie bestimmt und war meines Wissens auch nicht unerfolgreich – das Konzept fand ich auf jeden Fall echt ganz lustig. Ich glaube, das ging damals über die Tochterfirma Burkhof. Im Netz habe ich nur einen Verkäufer von den Produkten gefunden, auf der Webseite von Darboven und Burkhof finde ich gar nix. Weiß jemand was aus der Marke / dem Konzept geworden ist? Die Webseite www.coffeerotic.de funktioniert leider auch nicht mehr so richtig…

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.