Groß oder klein – was darf’s sein?

Ist erst ein paar Tage hat, da hat sich der Kommunikationsberater des Herrn Trump wieder verabschiedet. Nach zehn Tagen im Amt. Sagte zum bissigen Farewell, er werde reden, sagte dann dieses Reden am kommenden Tag wieder ab. Nun hat Herr Scaramucci geredet, nichts Schlimmes. Mr. Testosteron-Zunge gab sich weichgespült.

Spiegel online war natürlich dran und zitiert den Herrn. Er denke auch darüber nach, ein Buch zu schreiben, sagte Scaramucci, es solle ein positives werden. Steht da. Ist ja gut, der Herr, es geht dieses Mal nicht um Sie, sondern um Großmaulschreibung und Kleinschreibung. Und dazu muss ich etwas ausholen. Aber dieses Beispiel aus dem Alltag, beim griechischen Joghurt heute morgen frisch gefunden, kann ich nicht links liegen lassen.

Wenn man, so die Sprachwissenschaft, ein Wörtlein auslässt, das da eigentlich hinsollte, sprechen wir von einer Ellipse. Ich klöppele mal ein Beispiel: Heidegunde mag Erdbeeren, Kundigunde Brombeeren. Sollte eigentlich heißen: Heidegunde mag Erdbeeren, Kundigunde mag Brombeeren. Lassen wir aber weg, dieses zweite mag, weil es eh so was von klar ist, dass da nicht gesagt werden wollten: Heidegunde mag Erdbeeren, Kundigunde übergibt sich auf Brombeeren.

Und mit diesem Basis-Wissen über die Ellipse in der Sprachwissenschaft schauen wir uns noch mal den Spiegel an.

Er denke auch darüber nach, ein Buch zu schreiben, sagte Scaramucci, es solle ein positives werden.

Das Wort positives schreibt der Spiegel klein. Das ist richtig. Denn das Wort Buch denken wir uns elliptisch(!) dazu, das Wort Buch ist das Bezugswort, es steht räumlich in direktem Zusammenhang, sinngemäß auch. Das Wort positives ist ein Adjektiv mit einer Ellipse, daher klein, bitte.

Ich ändere mal – nur so aus Spaß und weil ich Ihnen montags eine Freude beim Lernen machen möchte – in diesem Sätzchen nur ein Wort. Ich ersetze das letzte ein durch etwas.

Er denke auch darüber nach, ein Buch zu schreiben, sagte Scaramucci, es solle etwas positives werden.

Der Sinn, sagen Sie (und das stimmt), ist identisch mit dem ersten Beispiel. Nur die Grammatik spuckt Ihnen da in den Topf. Denn durch das etwas schraubt sich positives auf die Höhe eines Substantivs. Und nach etwas groß, bitte: etwas Gutes – etwas Fadenscheiniges – etwas Irrsinniges. Der Satz verliert die Ellipse. Derart ellipsenlos muss müsste er heißen:

Er denke auch darüber nach, ein Buch zu schreiben, sagte Scaramucci, es solle etwas Positives werden.

Genug für heute, gehen Sie in den Garten, fächeln Sie sich Sauerstoff zu, essen Sie ein Eis! Schlimmer wird es in der deutschmeisterei.de in dieser Woche nicht mehr.

Okay then, well … dieser Satz könnte in etwa die Haltbarkeitsdauer einer Scaramucci-Ankündigung haben. Morgen dann: Das sogenannte eingesprungene Komma im Relativsatz bayerischer Prägung, wenn Konjunktiv II elliptisch auf Futur IV trifft, oder so was.

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