Sprachsnöden, Folge XIII: „als“ und „wie“ verwechseln

Schreiber und Sprecher machen Fehler, und wer hier welche findet, darf sie behalten. Es gibt indes Fehler, die immer wieder vorkommen. Auf diese dicken Hunde geht diese Serie ein, in loser Reihenfolge, also: immer, wenn mir danach ist, mal wieder den Herrn Besserwiss zu geben, den vermeintlich unfehlbaren.

Das ist alles nicht so wirklich leicht, das mit dem Als und dem Wie. Weil als und wie in verschiedenen grammatikalischen Formen auftauchen, dort identisch aussehen und gesprochen werden – und eben dennoch Unterschiedliches meinen. Fangen wir an:

(1) Als ist ein Konjunktion, eine temporale, also eine zeitliche. Als leitet Gliedersätze ein. Und hat in dieser Funktion nichts, aber auch gar nichts zu tun mit der zweiten Funktion des Worts als – als Vergleichswort. Als er seine Erdbeeren verladen hatte, ging er nach Hause – Er ging erst nach Hause, als er die Erdäpfel verladen hatte – als alle Erdbeben abgeklungen waren – als er zuhause ankam, waren alle Erdbeben verklungen und er macht sich über die Erdbeeren her. Das sind einfache Sätze, die als als Konjunktion sehen, als temporale: Zwischen den Gliedern des Satzes besteht eine zeitliche Verbindung. Klar, oder?

(2) Als ist ein Vergleichswort, bei Ungleichheit!!!!!!!, das ist wichtig. Ungleichheiten stehen in der ersten Steigerungsform, dem Komparativ. Ich bin größer als Du – ich bin dümmer als Du – ich gehe aufrechter als Du – ich bin ärmer als Du – ich lese weniger als Du. Sehen Sie in diesen Beispielen irgendeine Wortform die sich anhört wie ein wie?

Nein? Warum wohl nicht? – Keine Ahnung, sagen Sie …

Weil in die Vergleichsform kein WIE gehört! Keines Keines Keines! Oder deutlicher: Es gibt keinen deutschen Satz, in dem als neben wie auftauchen darf.

Jetzt beruhige ich mich mal wieder und schaue in den Duden und finde dort etwas, das Sie auch beruhigen sollte, Sie „Als-wie“-Vergleicher. Da steht nämlich beim Wort als, ich zitiere: (veraltend, noch umgangssprachlich) in Verbindung mit „wie“ statt bloßem „wie“ bei Gleichheit: obgleich er sich da nicht so fŸühlte als wie zu Hause. Und schon sind Sie „Als-wie“-Vergleicher ein wenig rehabilitiert, denken Sie. Nur ganz ganz wenig. Wir wissen zumindest, woher diese Sprachsünde kommt.

Aber nun schauen Sie bitte noch mal sehr genau nach. Der Komparativ mit als bildete sich bei Ungleichheit. Im Beispielsatz aus dem Duden kommen wir nicht mal in die Nähe eines Komparativ. Wir stellen nur fest, dass es veraltend(!) Konstruktionen gab, in denen als und wie mal in einer gewissen Nähe zueinander auftauchten.

(3) Wie ist auch ein Begriff aus Vergleichsformen – aber bei Gleichheit. Wie steht für Gleichheit zweier Dinge, die man vergleicht: Ich bin so groß wie Du – meine Moschuscremesuppe ist so lecker wie Deine – meine Kerze brennt ebenso lange wie Deine – meine Cola schmeckt so schal wie Eure.

Immer, ausnahmslos: Wie bei Vergleichen bei Gleichheit! Punkt. Als bei ….

… richtig, Ungleichheit!

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Dies ist Folge XIII der Liste der Sprachsünden. Die ersten zwölf finden Sie hier:
Das und dass X Das pur X Seit und seid X die Alternative X derselbe/dasgleiche X Extremst X Auf und zu X wieder und wider X Public Viewing X in kleinster Weise X realisieren X Artikel bei Vornamen

 

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