Was lebt denn da?

140813_GärtenVorm ersten Moment an mochte ich diesen Bildchen, das mir der geneigte Leser Robert W. aus Berlin geschickt hat. Warum ich es mochte? Es hat so etwas Doppelbödiges. Sehr Doppelbödiges. Aber dazu später etwas. Erst einmal erinnere ich mich an die Endachtziger, damals war ich Volontär in Freiburg. Der Kirchenredakteur neigte dazu, sehr Besinnliches zu schreiben, während Chefredakteur und Lokalchef nichts anfangen konnte mit des Kirchenredakteurs Manie, solche Wörter in Überschriften unterzubringen: Freude er-fahren – Frieden er-leben – Feinde um-armen – Krankheiten aus-tragen.

Was wollte der Gute? Er wollte Sprache klarer erscheinen lassen, indem er auf den Ursprung der Verben einging. In erleben ist Leben, in umarmen Arme, in austragen auch das Wort Trage. Ach, ja. Damals war das revolutionär. Heute lächelt man.

Der Gärtner in Berlin, der aufs vermeintlich Ungeschickteste Gärt’nerleben setzen lässt, ruft natürlich erst einmal alle Sprachfreude auf den Plan, die das Auslassungszeichen an einer Stelle wähnen, an die es sicherlich nicht gehört. Zeter und Mordio! Wie kann man! Recht haben sie. Geht gar nicht …

Aber der Regelverstoß ist ein geplanter. Grün-Mann Fischer macht nämlich aus dem stinknormalen Wort Gärtnerleben genau genommen zwei Wörter: Gärten erleben und eben Gärtnerleben. Um das kenntlich zu machen, nutzt er den Apostroph – zur Hervorhebung des ausgelassenen E nach dem T, das aus Gärtner eben Gärten drechselt. Sehr fein, wie ich finde.

Und auch die wechselnde Schriftart – von etwas fett auf schlank – unterstützt dieses feine Ansinnen, das viel zu tun hat mit dem Kirchenredakteur der Badischen Zeitung und einiges mit der Frage, wann man denn, bitte schön, in Wörtern einen Bindestrich einsetzen sollte. Auf jeden Fall bei einem Wort wie Fleischerzeugnis, sonst wird aus dem Fleisch-Erzeugnis leicht ein Fleischer-Zeugnis. 

Garten-Erzeugnis? Gärtner-Zeugnis? Nun wird es affig. Ich bremse mich.

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