Herrschaftszeiten, so darf man mich doch nicht verunsichern: Wenn mir eine Schlecker-Verkäuferin auf die Frage, ob heute Abend noch Toilettenpapier zu bekommen sei, mit „voraussichtlich“ antwortet, ist das in Ordnung. Die Möglichkeit, dass es das Papier noch gibt, hat eine hohe, wahre Voraussicht. Allem Anschein nach, aller Voraussicht/Wahrscheinlichkeit nach, anscheinend, bestimmt, geschätzt, gewiss, höchstwahrscheinlich, mit ziemlicher Sicherheit, nach menschlichem Ermessen, schätzungsweise, sicher[lich], vermutlich, wahrscheinlich, wohl – alles Synonyme für voraussichtlich, und jedes gibt mir sicherheit.
Wenn Jogi Löw auf die Frage, ob wir das Spiel gegen Trinidad-Tobago gewinnen, ebenso antwortet, stimmt das: Die Wahrscheinlichkeit ist, allerlei fußballerische Lebensweisheit vorausgesetzt, groß. Bei „voraussichtlich“ kommt etwas ziemlich gewiss; mit ziemlicher Sicherheit in Betracht. Es bleibt eine kleine Restunsicherheit.
Im ICE 888 sagt der Zugführer: Der Ausstieg in Hannover ist voraussichtlich in Fahrtrichtung rechts. Er sagt das fünf Minuten vor der Einfahrt in den Bahnhof Hannover. Der Mann lässt fünf Minuten vor der Einfahrt noch eine Restunsicherheit, ob wir nun links oder rechts aussteigen? Und wieso?
„Gestern war es Gleis 4. Ob Gleis 5 heute besser geputzt ist? Schauma mal …““
„Ich bin heute so schnell, Gleis 12 hat eine längere Bremskante. Schauma mal …“
„Gerade für Reisende: Ein bisschen Abwechslung muss sein … Schauma mal …“
„Ob die Wartenden es schaffen, von Gleis 5 nach Gleis 13 zu rennen? Schauma mal …“
„FiftyFifty – den Ankommenden ist es egal, wo sie ankommen … aber die Abreisenden … Schauma mal …“
„Vielleicht gibt es ja noch einen Kaffee bei Rosi in Osterholz-Scharmbeck … und dann kämen wir von oben … ähhh von Norden, dann wäre es links … Schauma mal …“
„Ich bremse mal lieber, keine Ahnung, was da alles noch passiert .. Schauma mal …“