Sparchsnöden, Folge VIII: wider oder wieder

Schreiber und Sprecher machen Fehler, und wer hier welche findet, darf sie behalten. Es gibt indes Fehler, die immer wieder vorkommen. Auf diese dicken Hunde geht diese Serie ein, in loser Reihenfolge, also: immer, wenn mir danach ist, mal wieder den Herrn Besserwiss zu geben, den vermeintlich unfehlbaren.

Das ist aber auch verflixt.  Was findet man nicht im Duden, fragt Günther Jauch, und der arme Michael Mittermeier (ja, der!) stand gestern Abend vor der Frage, ob es nun
A wiederrufen
B wiederkehren
C wiedersehen oder
D wiederkäuen
sei. Und er steht mit der Rätselei nicht allein da. Denn der Unterschied zwischen wider und wieder ist nicht leicht zu erkennen. Und auch wiederum sehr leicht. Mittermeier tippte auf A, was richtig ist, und holte am Ende 125.000 Euro für einen guten Zweck. Der Zweck hier, der gute, ist es aber, die Frage zu klären, was denn nun mit wider und wieder auf sich hat.

Nehmen Sie einfach zwei Faustregeln wahr und hin
(1) Im Zweifel ist es das wieder mit IE, diese Variante ist einfach gefühlt häufiger.
(2) Nehmen Sie das wider mit einfachem I, wenn der Sinn des Wortes oder des Satzes etwas mit gegen, Gegnerschaft, Umkehren zu tun hat.

Und nun folgen konstruierte Beispiele: Er widersprach ihr und fand ihren Widerstandsgeist widerwärtig; sie überhörte den Widerhall seines Widerstands – er widersetzte sich seinem Widerpart – sie widerrief ihr Geständnis bis zum Widerruf – sein Widerwille ging einer Zuwiderhandlung voraus – ihr Widerstand war beachtlich, weil sie sich auf Widerlager stützte – er warf den Ball wieder(!)  und wieder(!) wider(!) die Wand.

Alles klar? Oder muss ich das wiederholen? Immer wieder … und wiederkäuen, bis es Ihnen wiederum(!) zu den widerlich(!) geröteten Ohren herauskommt?

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Dies ist Folge VIII der Liste der Sprachsünden. Die ersten sieben finden Sie hier:

Das und dass X Das pur X Seit und seid X die Alternative X derselbe/dasgleiche X Extremst X Auf und zu X

 

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