Heute auf dem Hundekackplatz

161014_picobelloHeißa, was für eine Freude! Da läuft man ahnungslos durch Bregenz, Österreich, und was finde ich? Eine Erinnerung an meine Kindheit. Meine Mutter nutzte das Wort. Mein Vater auch. Ich habe es aus meinem Wortschatz gestrichen, aus welchen Gründen auch immer, aus meinem aktiven jedenfalls. Ich würde nie sagen: Also, das Hotelzimmer war picobello. Käme mir nicht auf die Zunge, respektive fände den Weg nicht von Eindruck über Hirn auf Zunge.

Ich habe das Bildchen geknipst, damals in Bregenz, im Sommer, weil ich die Verbindung von picobello zum Hund, zum Bello so reizvoll fand. Gut getextet, fand ich. Finde ich immer noch.

Passt zu dem, was einen Autorin, die ich derzeit bearbeite, oft beschäftigt: Ihre Hauptdame Elli Werner hat einen Hund in Pflege, einen Irischen Wolfshund, um genau zu sein, sechzig Kilogramm Rüde(!), der in diesem Buch auch noch, Achtung, es wird unterhaltsam, Prinzessin(!) heißt. Die Autorin lässt ihre Protagonistin Plätze suchen, an denen ihr Hausgast … na ja, Sie wissen schon. Sie nennt das Hundekackplatz. Und sie entsorgt die Hinterlassenschaft des Tiers in Gelben Säcken, wegen des Umfangs der Tretminen.

Besonders unterhaltsam wurde das Bildchen aber erst, als ich die Etymologie erfasste: Das pico kommt aus dem Niederdeutschen, wo pük alles anrührte, was heute als piek, unter anderem: piekfein, genutzt wird. Es besteht eine Beziehung zu püken, pflücken, also etwas Erlesenes, Ausgesuchtes. Die Kabine des Käpt’n ist die Achterpiek, der feinste Raum an Bord. Feines Adjektiv, ja ja.

Und das bello? Sie ahnen es. Italienisch schön.

Was haben wir also? Eine herrliche Doppelung zweier beinahe gleichbedeutender Wörter zu einem neuen. So was wie klammheimlich, aus clam, lateinisch für heimlich, und eben heimlich. Der Duden nennt so etwas eine tautologische Wortbildung.

Es gibt Landstriche, in denen man dieses Wörtchen auch als Nomen genutzt wird, ohne dass jemand stutzt:

Das ist so’nen Picobello.

Und noch etwas ist wunderbar an diesem Wort: Als Adjektiv wird es nicht gebeugt. Wo wart ihr denn gestern?

Ey, wir waren in einem echt picobello Restaurant …

Oder würden Sie sagen: Wir waren in einem picobellonen Restaurant …? Damit steht es auf der Stufe der recht seltenen sogenannten Indeklinablen, wie super und klasse.

Und bevor ich Ihnen nun ein wunderbares Wochenende wünsche, mache ich mir eine Notiz. Hirn an Hirn: Das Wörtchen picobello in die Kiste Aktiv packen.

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