Ich klatsch da mal nen Apostroph dran

Das Bildchen zeige ich Ihnen noch kurz, bevor die Aktualität mich einholt und Herbststurmbildchen respektive Weihnachtspostkarten angesagt wären. Gefunden in der Apotheke meines Vertrauens, in der es sowohl die ganz harten Drogen gibt als auch eben Naturkosmetik für Frauen mit Persol-Brille und blauem Bikini samt Nabelschutz. Die Sonne, ja, die böse Sonne könnte sich im Nabel einnisten und dort Verheerendes anrichten. Übrigens, verheerend, das feine Adjektiv, hier substantiviert, hat wirklich etwas mit dem Heer zu tun: Der Duden weiß: mittelhochdeutsch verhern, althochdeutsch: farheriōn – „mit einer Heeresmacht Ÿüberziehen, verwŸüsten, verderben“. So viel zur allfälligen Etymologie.

Nun zur Verheerung der Sprache bei ω Cosmia, dem Magazin für Damen mit Nabelschutz-Bikini.

After Shave ist vielleicht der Zustand bei The Donald nach der morgendliche Nassrasur. The Donald after shave. Hat aber mit dem Mittelchen, das der verheerende Herr sich auf die Wangen klatscht, nichts zu tun. Das heißt Aftershave, ein Wort, bitte! Über das große Er legen wir den Mantel aus Duft – na ja, mehr als Duft, unten rechts, o, Graus! –, aus Demut gegenüber den starken Geschlecht und aus Devotesse, nicht wahr?

Nein, wir wenden uns der Hauptzeile zu.

Sonne, küss‘ mich

Klatschen wir ein Ausrufezeichen dran …

Sonne, küss‘ mich!

Wird es dann besser? Mitnichten! Denn wir wenden unser Augenmerk mal ab vom Bauchnabel der Dame hin zu dem Apostroph hinter küss, der hier ausschaut wie das Komma direkt darüber.

Und wir lernen mal wieder die allerallerallereinfachste Regel bei der Bildung der Befehlsform, des Imperativs: Nie nimmer niemals nicht steht da ein Apostroph. Nie! Der Apostroph ist das Zeichen für einen ausgelassenen Buchstaben. Und welchen bitte lassen Sie hier aus, ihr Cosmier? Küss(e) mich? Ne, der Imperativ heißt: Küss mich! Ganz einfach.

Und wie bilden wir den korrekt? Wir greifen uns die zweite Person Singular im Präsens heraus. Als Beispielwort nehmen wir mal nehmen. Also nehmen – du nimmst. Nun rasieren wir, hallo, The Donald!, das -st einweg weg. Und schon haben wir den Imperativ.

Folglich: nimm! Geht mit siebenundneuzig Prozent der Verben. Mal anschauen: kommen – du kommst – komm! X gehen – du gehst – geh! X unterstützen – du unterstützt (ne, da nicht, wegen Zischlaut) – unterstütz! X schreiben – du schreibst – schreib! 

Eigentlich einfach, oder? Ich warte auf den Cosmia-Titel im Winter. Und werde genau darauf achten, ob da steht: Schnee, mach‘ mich weißer /weiser.

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