Leicht bescheuert

Schauen Sie mal, was ich gestern in einem Nürnberger Krankenhaus gesehen habe. Wieso ich im Krankenhaus war? Nun, das hat direkt mit diesem Bildchen zu tun. Ich habe den Sprachfreund Dr. Redebrecht Dudenleb besucht. Redebrecht, seines Zeichens Ordinarius für Deutsch, Mittelhochdeutsch und Ganzaltdeutsch an einer hiesigen Privatuniversität, hatte seine Mutter besucht, die dort mit einem Herrn Ischias lag.

Auf dem Weg in ihr Zimmer wurde Redebrecht dieses Bildchens angesichtig. Und kippte um. Was die Krankenschwester Krystina Powloskinsky als Letztes von ihm vernahm, klang wie: So viele Fehler, auf einem Bild. Der Gottseibeiuns!

In seinem Zimmer – ich traf ihn nicht an, er war zur Beobachtung in die Psychiatrie verlegt worden – fand ich einen Zettel, in Sütterlin geschrieben, seiner bevorzugten Schreibweise. Darauf stand …

Falsches Genitiv-S, wie oft soll ich es noch lehren?

Darunter …

Wie oft soll ich es noch lehren, alles wird immer kleingeschrieben. Nur nicht am Satzanfang.

Und dann …

Die Verben putzt und reinigt halte ich dringlichst für eine Aufzählung – wieso steht da kein Komma?

Nun, recht hat der Gute. Heute.

Ich tippe mal, dieses Plakat der Firma Henkel stammt aus den Zwanziger. So schrieb man damals. Und also rief ich Redebrecht durch die geöffnete Tür der Geschlossenen zu: Na, und …?

Wer ein Engelchen mit einem Pulver den Mond scheuern lässt, scheut nicht, ein solch herrliches Plakat zu gestalten und es zeitgemäß naiv zu texten. Bescheuert sind da andere. Das sagt ich nicht; ich wollte Redebrechts Gesundung nicht gefährden.

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