Ein Euro Rekupp, bitte

Hossa, da haben wir sie wieder, die Englischen, die gedankenlos drauflosenglischen, dass die Schwarte crasht. Im Nürnberger Hauptbahnhof, dem Bahnhof meines Vertrauens, gibt es eine Neuerung. Wir stellen die mal szenisch dar: Sie wollen mit dem 7:44-Uhr-Regio nach Ansbach, haben sich  aber erst um sieben Uhr aus dem Bett erhoben, das Frühstück auf den nächsten Tag geschoben und eilen fliegenden Rockschoßes zum Bahnhof. Um 7:31 Uhr greifen Sie sich einen Becher Kaffees, dreieureoneunzig, leeren ihn auf dem Weg zum Perron und werfen den Becher in den Mülleimer.

Halt, das war früher. Heute stehen Sie um dieselbe Zeit zu spät auf, nehmen den Becher wie gestern, löhnen aber vier Euro neunzig – und Sie werfen ihn nicht weg. Sie geben ihn in Ansbach im Bahnhof ab und erhalten einen Euro wieder zurück. Ich nenne das

Becherpfand.

Pfand zu zahlen, ist etwas Normales. Es gibt auch Flaschenpfand, und wenn Sie bei Obi übers Wochenende einen prima Hartwasserstrahler mieten, hinterlegen Sie auch Pfand. Das ist deutscher Alltag. Die Tatsache an sich – und das Wort Pfand.

Nicht in Nürnberg. Leider. Denn hier heißt das System Recup, wie BR24, eine Netzseite des Bayerischen Rundfunks, im Bildchen schreibt. Übersetzt mit Becher zurück, re-cup. Wie einfallsreich! Und ist zugleich der Eigenname eines deutschen Systems, das sich als junges Unternehmen natürlich einen ω english brand name gibt. Ohne Not wie so oft.

Denn wer versteht Recup? Und wer versteht Becherpfand oder Pfandbecher? Und wie oft müssen die Servierkräfte und Servierkräftinnen an den Ständen Recup erklären: Des is das Rekupp, so ne Art Becherpfandla. Oder einfach nur, mit augestreckter Hand: Is’ Pfand!

Und abgesehen davon, ist der Begriff im Englischen unbekannt. Das Verb to recuperate bedeutet etwas aus dem Wortumgeld von sich erholen, wieder zu Kräften kommen, ihr Denglishen! Und im Französischen, geschrieben mit dem eleganten Akzent: récup, bedeutet das Wort Gebrauchtware.

Und das geht ja gar nicht, wenn die Servierkräfte und Servierkräftinnen an den Ständen mit einem – Achtung, Wortwitzkracher! –epidemischen Grinsen erklären: Nehmen Sie mal unsere gebrauchten Becher. Und Pfand her, die spülen die Becher in Ansbach wieder mit kaltem Wasser nach.

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