Die Blutgrätschin

Melde mich gehorsamst zurück. Die ω Verbalisiertrommel ist wohl gefüllt,  der Schreiber wohlster Dinge. Morgen verrate ich Ihnen, was ich getrieben habe, heute geht es um Aktuelles, besser: so aktuell wie eine Damen-WM im Fußball eben sein kann für uns Kerle. Ich habe noch keine Sekunde der Spiele gesehen.

Nun haben die Deutschen in der vergangenen Woche gegen die Spanierinnen gewonnen, was wir gut finden, da das den deutschen Herren ja nicht immer gelang. Swen P., ein Facebook-Freund, hat sich mit dem beschäftigt, was ω Zeit online über das Spiel geschrieben haben. Danke, Swen, für den Hinweis. Die Zeit schreibt …

… einmal sprang die Abwehrspielerin Kathrin Hendrich im Stile einer Rammziege in die spanische Torfrau.

Hey, das geht gar nicht, Frau Hendrich, rufen wir da mal aus der Weite des Stadions und wenden uns wieder wichtigeren Dingen zu, die Nägel schreien nach der Maniküre, der Drucker braucht Saft und der Nachbar dringend eine neue Motorsäge. Sie, Frau Hendrich, müssen den Holzern aus Südamerika, Holland oder der Bundesliga ja nun wirklich nicht alles nachmachen, Sie! Blutgrätschen (Fußballer-Sprache)? Die beherrschen Frauen nicht.

Und dann stutzte ich. Und freute mich über die Eleganz des Autors, der Autorin passend gegendert zu haben. Aus Rammbock mach Rammziege, weiblich! Hey, es geht um Frauenfußball auf Weltniveau und um Formulierkunst ebenfalls auf diesem Niveau. Da muss das sein, da muss ich die Ausdrücke aus der Kerle-Sprache verweiblichen. Auch wenn es wehtut – Ziege ist nun wahrhaft kein freundlicher Ausdruck. Ersetzt man das -eg durch ein -ck, haben wir gar die schlimmstmögliche weibliche Erscheinungsform. Nicht nett, nicht nett – aber richtig, wie ich erst fand.

Ich stellte mir einen Rammbock vor, also einen besonders bösen Ziegerich, blätterte stundenlang im Tierleben von ω Brehm und kam zu keinem Ergebnis. Den Rammbock gibt es nicht als Wüterich, den Rammbock gibt es nur als ω Kriegsgerät. 

Hossa, was war das passiert?

Ich biete Ihnen mal eine Deutung an. Dem Autor Oliver Fritsch ist es gelungen, einem kleinen Seitenhieb auf die Genderei an Textchefin und Korrektorat (Achtung, noch mal Fußballer-Sprache) vorbeizuschnibbeln, und keiner hat’s gemerkt. Dass Fritsch hier fieldinterviewen lässt, sehen wir mal nach.

Und ich schmunzele. Mir gefällt das. Ich bin sicher, dass die Gleichstellungsbeauftragte des Deutschen Presserats (gibt es diesen Posten?) schon eine umfassende Protestnote (Tenor: Gefährdung des Weltfriedens, Angriff auf die Pressefreiheit, übelste Verunglimpfung der Frau Hendrich, Störung der öffentlichen Ordnung) in der Schublade hat. Sie wird diese Protestnote rammzickig sozialmedialisieren.

 

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