Lost am Pool

Sie lesen einen Auszug aus einem Buch von Kiepenheuer & Witsch, ein sehr renommierter Verlag. Der Autor heißt Gil Ribiero, klingt ganz arg nach Brasilien, Portugal oder den Kapverden, er ist aber 1965 in Hamburg geboren als Holger Karsten Schmidt. Der darf das. Herr Gil Schmidt hat eine Trilogie verfasst, deren erster Band Lost in Fuseta heißt. Sie denken (wie ich anfangs auch), da wäre einer in Fuseta verloren gegangen? Ist nicht. Die Hauptfigur heißt Leander Lost. Leander ist Asperger, Kommissar und im Zuge eines EU-weiten Ermittleraustausches nach Fuseta an der Algarve ω verschlagen worden. Algarve? Ja, Portugal, Sie liegen richtig.

Damit haben wir die Basisdaten. Sagte ich schon, dass die drei Bände fantastisch sind? Dass es sich lohnt, die ins Reisegepäck zu packen, wie ich es tat, indes auf dem Kindle? Damit ist auch das klar, erste Leseempfehlung.

Das Bildchen stammt aus dem ersten Band. Leander Lost setzt sich an den Pool seines kleinen Haus und rettet Insekten vor dem Tsunami im Wasser. Wir lesen

Leander Lost hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, ihn mit dem Casher abzuschreiten und Insekten zu retten …

Upsss, ich stutzte und markierte das Wort Casher, wie Sie sehen. Da kam mir doch manches arg iberisch vor. Literarisches Anspiel: The Catcher in the Rye? Der Cashier in der Bank? Warten Sie es ab.

Denn es folgte Band zwei. Wieder schreitet Leander den Pool ab.

Und hoppla, da hat der Lektor mal den Korrektor angestupst und ihm den Duden unter die Nase gehalten: Hömma, das hat nichts mit Catchen zu tun. Das ist Altniederhochmitteldeutsch, mindestens. Mach das mal richtig.

… am Beckenrand stand und mit einem Kescher Fliegen, Wespen …

Und da haben wir doch einen wunderbaren Beleg dafür, dass auch große Verlage manchmal grandios scheitern. Ich finde das herrlich, sympathisch. Indes nahm KiWi wohl an, dass niemand diesen kapitalsten Lapsus bemerkt hat. Bis heute …

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