Dieses Übertourte

Gestern haben die deutschen Kicker gegen die kickerisch weniger begabte Mannschaft von Estland in Tallinn (früher Reval, vor der Anti-Rauch-Kampagne der Amerikaner) 0:3 gewonnen. Wir Experten am Stammtisch ω Max Morlock hier in Nürnberg hatten das erwartet. Also wäre dieses(!) auch keiner Erwähnung wert, hätte nicht der Spiegel in seinem Kombinat Online etwas geschrieben, welches(!) mir beim Lesen heute Morgen übel aufstieß.

Wie es mir immer auf den Magen schlägt, wenn ich auf dreihundert Seiten eines Lektorats zwanzig bis dreißig Mal diesen Unsinn(!) in den Ascheimer schütte.

Aus 20 Metern zog dieser mit dem rechten Spann ab.

Wer? Herr Gündogan. Kommt einen Satz vorher. Das dieser bezieht sich auf Gündogan. Hätte da nicht auch ein er oder ein der genügt?

Der Autor tut so, als schriebe er elegant für den literarischen Salon oder wie Fontane oder Storm. Er will es schick machen, ganz schick. Und um dieses(!) zu veranschaulichen, macht er es gleich noch mal.

Reus stand in der Schussbahn und veränderte diese so, dass die Kugel unhaltbar …

Halt! Was hat Herr Reus verändert? Die Schussbahn. Der Autor zieht dafür wieder tief aus der Grammatikkiste ein Demonstrativpronomen: diese, aus der Reihe dieser, diese, dieses. Er schießt mit einem Kanonenrohr auf einen Spatzen. Er übersteigert den Ausdruck, er übertourt. Es hätte genügt: sie oder die.

Dieses, hochwohlgeborene Leserschaft und -schachtelhuberinnen, wollte ich Ihnen untertänigst nahebringen. Damit dieses diese(!) aus der Welt verschwinde, dieses Mal und für alle Male. Schreibt normal, Leute, schreibt einfach! Und stellt zu einem Demonstrativpronomen bitte in der Regel ein Bezugswort. Dieses Beispiel möge bitte keine Schule machen. Es ist der gleiche Sprachmist wie das falsch eingesetzte welcher, welche, welches als Relativpronomen.

Dieses(!) wollte ich Ihnen nahebringen, welches(!) mir schon lange auf dem Herzen lag.

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