Belämmert!

In Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt im Schwäbischen, kocht einer der besten Köche Deutschlands. Sein Restaurant heißt Schwarzwaldstube, er selbst Torsten Michel, frisch ausgezeichnet von Gault&Millau. Im selben Örtchen finden einfachere Gäste eine Neuheit, geboren aus Lämmchen-Verhalten  und Zeitgeist. Und um die geht es heute.

Das Hotel Lamm**** in Mitteltal nennt sich

Ihr Selfness-Hotel im Schwarzwald.

Und wir stutzen. Nein, wir lesen noch mal. Denn über ein Wellness-Hotel würden wir uns dreißig Jahre nach Einführung dieser Erholungszonen für Schwergestresste (ich bin ja so fix und foxi, die Jäckie auch … einfach mal die Seele baumeln und Düsseldorf Düsseldorf sein lassen … Malle machen wir dann wieder im Herbst …) nicht mehr wundern.

Ein Brite, der schon im Lamm war, teilt auf Facebook (auch Fundstelle dieses Bildchens) mit, der Name sei wohl ein blend of wellness and self, also eine Mischung aus Sauna-Massage-Anlage und Selbstbestimmung. Nun denn.

Wir hingegen stimmen das übliche Klagelied an. Muss das denn sein? Müssen wir uns sprachlich so aufgeben? Kneten wir uns immer wieder irgendetwas zusammen, das sich schick und englisch anhört, aber überhaupt keine Widerhall in unserem Sprachgebrauch hat?

Eine andere Stimme auf Facebook sagt dann deutlicher, was das soll. Lesen Sie selbst.

Bei so viel Innerlichkeit wird mir ganz blümerant. Ich sehe Kleingruppen von Gemeindeschwestern selbstreflektierend die Speisekarte lesend und nach Gefahrstoffen suchen. Ich sehe militante Nichtraucher, die rauchende Autofahrer auf der fünf Kilometer entfernten Landstraße Greta-Schilder vor den Kühler halten. Ich sehe vegane Bäuerinnen, die beim Frühstück über die Wurst herziehen. Und ich sehe diese kleine Gruppe Sri-Lanka-Reisender (… nur Ayurveda stärkt Rücken und  Wohlheit …), die aus Greta-Gründen nun nicht mehr ins Flugzeug steigen.

Und ich sehe mich dort abends an der Hotelbar (schließt aus Achtsamkeit vor Gä/ast*_in fünfundzwanzig Minuten nach Essens-Ausgabe-Schluss, also um 18:55 Uhr) um einen Whisky bittend.

Du, horchemal, du weißt doch irgendwie echt auch schon, dass das mit dem Alkohol nicht so wirklich gut oder so ist, für den Körper, meine ich. Und wir haben hier auch von wegen der Nachhaltigkeit nur heimische Produkte, und wir Schwaben machen keinen Whisky. Aber wir haben da frischen Birnensaft von einem unserer Vertragsbauern, Herrn Seitenbacher, der kennt jede Birne persönlich. Willscht den mal probieren?

Jungs, ich bin raus!

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