Duden-Streifzüge, Folge II: übel

Wenn mir gerade danach ist – also: in loser Reihenfolge – schlage ich irgendeine Seite aus dem Duden (dem aktuellen, 25. Auflage) auf und suche spannende oder vergessene oder wenig gebrauchte oder einfach nur schöne Wort-Familien. Ich will Wörter lebendigpusten, sie ans Licht halten und ihren Reiz präsentieren. Und Sie, liebe Leser, ermutigen, sie zu verwenden.

übel (Duden, Seite 1085) unterwirft all die bekannten Wörter wie übel, übellaunig, gelaunt, Übellaunigkeit, übel beraten, Übeltäterin. So weit, so wenig übel. Da fällt mir auch der Hamburger Elbortsteil Övelgönne ein, der übersetzt Übelgönnen meint, weil andere es den Anwohnern nicht gönnen, also: neid- oder missgönnen, dort zu wohnen – Övelgönne liegt direkt an der Elbe, am sehr flachen und sehr nassen Ufer und ist bei Normalpegel ein nicht üble Pracht.

Dass man übel wollen und übel wollend aus-ein-ander-schreibt, versteht sich; dass es das Übelste (also ein Substantiv) sein kann, das man einem Menschen wünscht, wenn man ihm Übel wünscht und nicht übel Lust hat, sich dann zu rächen, um seinen üblen Ruf zu bestätigen – nichts wirklich Aufregendes. Bis auf die Übelkrähe als Schimpfwort (nicht im Duden) für eine so gemein tratschende Zicke, dass es einem übel wird. Gela war eine echte Übelkrähe!

Adjektive und Adverbien bisher. Was ist mit einem Verb? Diese üble Familie hat kein richtiges, kurzes, knackiges Verb. Jede Wortfamilie sollte ein Verb haben! Will man übel verbal verwenden, greift man zu Konstruktionen wie oben aufgeführt. Wie wäre es aber mit übeln? Ich üble Dir, dass Du mich gestern nicht angerufen hast.

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