Unsere Sprache verschludert. In den Medien hören wir mehr Gestammel und verbalen Dünnpfiff als früher, die Zeitungen sind voller Rechtschreibfehler, die deutsche Sprache wird überfrachtet mit Anglizismen, und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass die Zahl derer, die mit Deutsch gut, besser oder gar perfekt umzugehen versteht, immer kleiner wird.
Was, bitteschön, ist noch gutes Deutsch? Wo, bitte schön, findet man das Rüstzeug für eine verbstarke, unterhaltsame, präzise Sprache? Wie wehrt man sich überhaupt gegen die Überfrachtung der Sprache mit Fremdem, und wie rudert man an gegen die Verschluderung – ein Wort übrigens, in dem sich ein Luder versteckt.
Sprache ist etwas sehr Präzises – aber diese Präzision erreichen nur diejenigen, die sich über Sprache und deren Gebrauch Gedanken machen: die Besorgten, die Fragenden, die Denkenden, die Aufgeklärten, die manchmal als besserwisserisch Gebrandmarkten und Belehrenden, die sich eventuell auch Schmähungen gefallen lassen müssen, wenn sie auf Ludereien aufmerksam machen. Standardsätze der Verbesserten: Sie wissen doch, was ich meine. Oder: Das sagt man doch so.
Sagt man nicht so. Ein falscher Genitiv bleibt überall ein falscher Genitiv, und der falsche Dativ ächzt unter der neuen Last.
Ich glaube, dass der sich sich der Sprecher eines klaren, verständlichen, bildreichen, auf den einen Gedanken hin plädierenden Deutsch absetzt von denen, die sich nur wenig Gedanken machen über ihren sprachlichen Ausdruck. Sprache ist ein Attest über Geist – Ich höre Dir zu, und ich weiß, was Du bist.
Elitär gedacht, zu elitär?
Mag sein. Die Deutschmeisterei ist der Überzeugung, dass jene Deutschsprechenden gestützt werden müssen, die eben nicht ludern wollen. Sie lernen, was besser ist als das Propagierte; sie wollen sich abheben vom Gestammel und Argumente gegen das Gestammel lesen. Diese wenigen will deutschmeisterei.de munitionieren. Auf dass die Zahl derer wächst, die die deutsche Sprache lieben – und leben.
Herzlich willkommen!
Nachträge
- Geschrieben habe ich das Ende Juli 2011.
- Im Januar 2016 stimmt das immer noch.
- Im Mai 2017 leichte sprachliche Korrekturen vorgenommen.
- Im Juli 2019 noch mal gelesen und für gültig befunden.
Mein italienischer Partner, erst seit fünf Jahren in Deutschland, ist sehr bemüht, ein grammatikalisch richtiges Deutsch zu erlernen. Meine Mutter fragte ihn neulich, weshalb er Kopfschmerzen habe. Er antwortete (so habe ich es ihm beigebracht):“Wegen des Wetters“. Hört sich natürlich erstmal seltsam an, wenn jemand kein perfektes Deutsch spricht, und dann so einen Satz von sich gibt. Ihre Reaktion nebst abschätzigem Blick: „Mach dich nicht so wichtig“. 😀
Vermögen?
wer nichts
hält von sich
kann nicht
leiden
wer was hält
von sich
hat was
übrig
kann
leiden mögen
ist das gutes Deutsch?
Nein, ist es nicht, Frau Wilger, für mich nicht. Einerseits. Andererseits ist es in Gedichtform geschrieben, wovon ich nichts verstehe. Und diese Form erlaubt alles. Da mische ich nicht ein.
Sprache ist Identität.
„Ich glaube, dass der sich Sprecher eines klaren, verständlichen, bildreichen, auf den einen Gedanken hin plädierenden Deutsch absetzt von denen,…“
Sind da nicht „der“ und „sich“ verdreht?
So mag mein Hirn sich aus dem Absatz keinen Reim machen 🙂
Danke, Andreas, und schon ist aus dem DreherVer nur ein ehemaliger Verdreher geworden – und im Text dokumentiert …