Gebt ihnen einen Ball!

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Ach, immer diese Menschen aus armen Ländern. Kein Geld fürs Leder, keine technische Fertigkeit oder Möglichkeit, sich das Plastik zurecht zu erhitzen für einen Ball zum Betreten. Und das, obwohl doch die meisten Fußbälle in Pakistan gefertigt werden.

Doch die Fifa, dieser Weltverband des Sozialen, diese einzige Einrichtung, der man weltweit noch trauen kann, hat nun eine Entscheidung getroffen: Sollte kein Geld für Bälle in der Reisschale liegen, dürfen die Amateur-Spieler aus Pakistan, Bangladesh oder Indien sich den Turban vom Kopfe reißen – und damit kicken. So ein Turban ist doch schnell zum Ball geformt; und er schmerzt übrigens auch nicht sonderlich, wenn man zum Flugkopfball auf asiatischem Rasen ansetzt. Womit haben wir in den Sechzigern gekickt? Mit Lumpen, mit einem Knäuel, das unsere Nachkriegsmütter aus Stofffetzen (drei F) genäht haben. Und hat es uns geschadet? Wurden wir nach 1954 zwei Mal Weltmeister?

Ist natürlich Kokolores. Die Meldung, die Spiegel online verbreitet, sagt etwas anderes. Aber sie hätte, ja, sie hätte so gelesen werden können, wie ich es oben beschrieben habe.

Dass Sprache uns dazu verleitet, als Erstes das zu lesen, was wahrscheinlich ist – die richtige Lesart. Das lernen wir hier. Die lustigere Lesart, die zweite, kommt uns erst, wenn wir länger hinschauen oder uns einen Jux machen wollen. Und absichtlich missverstehen wollen. Dennoch hätte sich der Spiegel-Kollege ein wenig Mühe geben können: Fußballer dürfen mit Turbanen auflaufen.

Die Kopfbedeckung übrigens heißt im Plural Turbane, nicht Turbans.

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