Bisher habe ich ja immer gedacht, dass man bestimmte Dinge nicht lernen müsse. Schächten, zum Beispiel. Oder Silberbesteck reinigen, bis es an Königs Hofe funkeln kann. Oder Skifliegen. Oder Schlangen anfassen, bis ich die Angst vor den Viechern verliere.
Nun werde ich in der Süddeutschen eines Besseren belehrt. Die Riege der pädagogisch hochwertvollen Umerzieher und Das-ist-echt-ganz-wichtig-für-dich!-Das-hilft-dir-weiter!-Sager macht auch vor dem Tod nicht Halt. Treten Sie doch näher! Nein, nicht zu nahe!
Achtung, das Loch. Ihr Loch, also Ihre Grube, die Grube für die Ewigkeit. Darf ich vorstellen …?
Sargbaukurs für Männer! Herrschaftszeiten! Warum kein Sargbaukurs für Frauen? Und warum überhaupt? Über meine Endlichkeit denke ich nach, wenn ich mir die Nägel schneide oder die Haare schneiden lasse: Was da alles von einem dahingeht … und wie lange noch? Also, liebe evangelische Kirche in Bayern: Macht das Leben fröhlicher! Lebendiger! Heiterer! An meinen Sarg denke ich nie! Nienimmernicht!
An einer Grabrede schreiben: An der eigenen? Seid`s narrisch? Ich dichte mir den Wolf über mein Leben, und dann trägt meinen Text irgendein sprachlich Ungelenker an meinem Grab vor? Wie bitter ist das denn? Der Verstorbene hat sich stets bemüht … Er war ein guter … Wir trauen alle …
Ah, Sie meinen, an einer Grabrede für andere schreiben? Stellen Sie sich doch mal vor, Ihr/Ihre … sei gestern gestorben. Was sagen Sie am Grab? Geht’s noch?
Da passt es dann sehr gut, dass dieses Seminar ewigleben heißt. Kleingeschrieben. Und zusammen. Modern!
Eine Frage noch, Herr Seminarleiter, bitte! Darf ich den Selbstgezimmerten dann auch mitnehmen und dekorativ im Wohnzimmer aufstellen? Zum Probeliegen fürs ewigleben?