Die Qual des Wählens

Es gibt Läden, liebe Männer, in die würden wir nie gehen. Wir fänden dort Blumentöpfchen in Pink aus alttoskanischem Terrakotta (in Wirklichkeit: China), Karten mit Geburtstagsgrüßen, Diddl-Mäuse, Duftkerzen, Lämpchen für die abendliche Terrassenbeleuchtung, Kochbesteck aus Holz (Afrika, in Wirklichkeit: China), bunte Kleidchen, wie sie Damen tragen, die sich gern allein samt Strohhut am Strand oder auf einer Streuobstwiese knipsen lassen, weite Hosen, wie sie Feen umwehen, Einhörner in Plüsch und Modeschmuck (Finnland, in Wirklichkeit: China).

Ihre Frau schleppt Sie in einen solchen Laden, meist im Urlaub, Sie schweigen und denken: Ich bin der erste Mann seit 1997, der in diesem Laden aufgefunden wurde, hoffentlich sieht mich niemand, wie peinlich! Warum sitze ich nicht in dem Straßencafé gegenüber und schaue mir die Frauen an, die in einen solchen Laden gehen?

Vor einem solchen Ladys-only-Deko-Plumpaquatsch könnte so ein Schild gehangen haben – in Wirklichkeit habe ich es irgendwo im Netz gefunden.

Ich kann Schuhe viel besser aussuchen als Männer.

Hoppla, erstens sind wir froh, dass da nicht steht:

Ich kann Schuhe viel besser aussuchen als wie Männer.

Wäre denkbar. Die sackrafalsche Bildung des Vergleichs mit als wie ist weit verbreitet und peinlicher, als in einem solchen Laden erwischt zu werden. Ich bin viel schöner beschuht als wie du.

Hoppla. Zweitens, ja, das stimmt. Frauen sollten ihre Schuhe selbst aussuchen. Männer versagen in dieser Disziplin in der Regel. Ausnahme-Männer schreiben Sprachblogs und bestätigen die Regel.

Hoppla. Drittens lesen wir auch: Die Dame ist zwar im Aussuchen der Schuhe klasse, bei der Wahl des Mannes an ihrer Seite versagt sie (und nimmt dann einen, der freiwillig in solche Läden geht; Steigerung: einer, der einen solchen Laden betreibt.).

Woran liegt das? In diesem Sätzen ist unklar, ob als Männer akusativisch gemeint ist oder nominativisch. Das sind Adjektive, nicht wahr? Lesen Sie auch nur hier!

Im Akkusativ schwänzelt sich Männer neben Schuhe. Ich kann wen oder was aussuchen? Schuhe – und Männer.

Im Nominativ lesen wir Männer parallel zu Ich. Wer oder was sucht aus? Ich oder der Mann.

Übrigens, mal aus dem Nähkästchen …

Ich kann Frauen viel besser aussuchen als Schuhe.

hat zwar keine Doppelsinn. Kommt bei einem Mann aber ziemlich idiotisch, oder?

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