Gefunden habe ich dieses Schildchen im Kaiserwinkl, Österreich, im Ort Kössen, in Ski-Sprungweite von Reit im Winkl, der Alm der Mittermeiers. Interessant daran ist die Nähe – Entfernung zwanzig Meter – zum Hotel mit dem schönen österreichischen Name Post. ω Schauen Sie hier, ein Prachtstück übrigens.
Da Post – dort Postiglione, ich fand das auf den ersten Blick unterhaltsam. Mit dem Nachdenken kam dann die Frage auf, ob Postiglione wirklich den Postillion bezeichnet – und ob der Postillion oder ohne I, Postillon, geschrieben wird.
Diese Fragen klären sich schnell. Während ich Walter Scheel summte und mit ihm auf dem gelben Wagen saß, las ich nach: (a) Ja, der Italiener sagt postiglione zum Kutscher auf dem Bock, auch wenn er nicht mehr die Briefe – Achtung, Granatenwortspiel für Geschichtskenner – thurnt und taxelt(!), und der schreibt sich (b) mit einem zweiten I, wie postilljonn, Postillion.
Hätten wir das also geklärt. Dann begann ich im Umfeld des Postillions zu lesen, immer noch Walter Schell summend, und fragte mich, warum dem Walter sein Schwager da vorn auf der Kutsche sitzt …
Hoch auf dem gelben Wagen // sitz ich beim Schwager vorn …
Und nun halten Sie sich fest, verehrte Besserwisserinnen und Party-Plauderer. Das kam nämlich so: Der Franzose, als Herrenreiter weithin bekannt, nennt den Postkutschenreiter natürlich chevalier. Und der Schweizer, den Franzosen schon immer zugetan, macht daraus den Schewalger, Etymologie sehr klar: le chevalier, der Mann beim Pferd, dem cheval.
Und dann kam Walter Scheel eines Tages nach Paris, zu Zeiten seiner Bundespräsidentschaft, stellte sich vors Diplomatische Korps – Corps geht auch –, hob an zu singen und wusste nicht weiter. Der Schweizer Botschafter, ein Sänger vor dem Herrn, half ihm über die Panne. Schewalger, flüsterte der, als Scheel patzte. Scheel verstand „Schwager“ und seither …
Oder so ähnlich. Jedenfalls wissen Sie nun, wie der Schwager auf dem Bock zu seinem Namen kam. Übers Französische ins Schweizerische … bis ins Bundespräsidialamt. Nur der Italiener macht dem Österreicher bei der Post irgendwie die Suppe madig.