Die Meisterkellner von Nürnberg

Zu berichten ist über ein neues Restaurant in Nürnberg, eines mit einem Einmaligkeits-Etikettchen. Dieses Restaurant existiert nur für einen Abend, es ist an diesem Abend zwischen 18 und 21 Uhr dauerausgebucht und es bietet eine wirklich gute Küche – für null Euro, Getränke und Nachspeise in Form eines Macarons inbegriffen.

Seien Sie ehrlich, habe ich Sie in sieben Jahren deutschmeisterei.de-Tümelei jemals neugieriger gemacht auf den ersten Zeilen?

Danke, Sie haben recht.

Also, das Restaurant heißt Parkrestaurant, Ort: Richard-Wagner-Platz, ja, der mit den hiesigen Meistersingern. Und schon habe ich Sie geschickt zum Thema geleitet. Das Restaurant hatte nur für die Gäste der Nürnberger Oper geöffnet, genauer: für die Gäste des Opernballs am letzten Freitag, zweitausenddreihundert an der Zahl. Und nun kommen wir allmählich zum Thema, dem sprachlichen.

Das Restaurant haben die Veranstalter gebaut in die Tiefgarage des Parkhauses der Oper.

Hoppla, sagen Sie? Da flieg mir doch einer den Holländer! Da walle doch einer die Kür! Da ringe doch einer mit den Nie-Gelungen! (InsiderWitze!, Tschulligung!)

Ja, hopperla! So spricht man es fränkisch.

Die haben tatsächlich die Tiefgarage, erstes Untergeschoss unterhalb der Oper, umgebaut zu einer Bewirtungsstätte im Schichtbetrieb. Nein, keine Biertischchen, kein Büffet, echter Restaurantbetrieb, Bedienung, Weinglas, mit allem Pipapo. Die Säulen umflort mit Pappmaschee in Baum-Optik, sehr ansprechend.

Warum ich das schreibe? Weil das Lokal Parkrestaurant genannt wurde. Hihi. Das Restaurant im Parkhaus. Und wie nennen wir so etwas, wie nennen wir etwas, dessen Wortklang etwas Feines verspricht, in Wirklichkeit aber nichts ist als ein Hüllwort? Euphemismus.

Wenn eine Müllkippe Entsorgungspark heißt, wenn Kriegstote als Kollateralschäden bezeichnet werden, wenn der Hausmeister zum Facility Manager aufsteigt und der Sachbearbeiter in der Werbeagentur zum Key Account Manager  – dann sprechen wir von Euphemismen. Der Duden dazu: Ist natürlich griechisch und heißt so etwas wie: mit schönen Wörtern verhüllend, daher auch das deutsche Hüllwort. Geistige Umnachtung für Wahnsinn.

Oder eben eine Verköstigung auf Tiefgaragen-Parkplätzen, die zum Essen das Parkrestaurant werden. Bastian Sick, der Gute, hat eine Reihe dieser wunderbaren Wörter zusammengestellt. Habe ich Sie ω neugierig gemacht?

Und nicht, dass wir uns missverstehen: Das Essen war sehr gut, die Atmosphäre aus Smokingträgern, Abendroben-Damen, Geschirrgeklapper, einer sehr erstklassigen Bedienung und lauten Gesprächen hervorragend. Ich habe es sogar geschafft, in diesem durchgetakteten Betrieb drei Macarons (mal googeln, bitte) zusätzlich zu ergattern.

Na ja, ich habe damit gedroht, den Parsival stantepede zu konzertanten …

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