Wohl, aber auch wollend

Ich schlage mal wieder das Buch Lost in Fuseta von Gil Ribiero auf, spielt in Portugal, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch. Lesenswert, sagte ich das schon? ω Ja, hier. Wir sehen uns heute nur einen Satz an, den ich in diesem Buch auf dem Kindle markiert habe.

Lesen wir mal …

Sie lachte wegen ihrer kleinen Albernheit, und am wohl-wollenden Lachen ihres Kollegen mit den Krücken konnte Graciana ablesen, …

Erstens fragen mich wieder Hunderte, ob das Komma vor dem Und richtig ist. Duden sagt: muss nicht sein, kann aber. Ich sage: Es sollte sein, weil nach dem Komma ein sehr komplexer Satz mit Nebensatz folgt.

Aber darum geht es mir hier zweitens nicht. Warum steht da wohl-wollenden mit Binder und nicht einfach nur das dudenkorrekte, extrem feine Adjektiv wohlwollenden. Ich biete Ihnen zwei Möglichkeiten an.

(1) die banale. Das Satzprogramm, das den Text für das gedruckte Wort umsetzte auf Kindle-Format, hat gepatzt. Ist nicht weiter aufgefallen, ist einfach so. Tschuldigung, lieber Leser.

(2) die wortspitzfindige. Hier hat der Autor sich was gedacht. Er knallte den Duden in die Ecke seiner Casa in Portugal und dachte: Dieses wohlwollend ist mir zu einfach. Ich will betonen, dass sie wirklich sehr wohlwollend, überaus gütig und mit lauterem Herzen lacht. Schreibe ich wohl wollend, hätte der Satz eine ganz andere Wirkung, nämlich: Irgendwie war sie, wohl oder übel, wollend. Also: Binder her!

Ja, so war das.

Wobei ich ehrlicherweise Variante 1, der banalen, den Vorzug gebe.
________________________________
Nachtrag in Dudens Sache
Der Duden Verlag hat eine neue Seite im Internet, auf der jeder seine Texte auf Rechtschreibung und Grammatik überprüfen kann. Ich habe mit dem Duden vereinbart, hin und wieder meine Texte gegen diese Seite laufen zu lassen. Sie hört übrigens auf den Namen ω Duden.Mentor.

Na, na, Dudens Mentor. Da lobe ich im Text das dudenkorrekte wohlwollend. Und dann streicht ihr das falsche wohl-wollend nicht an.

 

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.