Na, hören Sie mal! Haben Sie nicht gelernt, dass man Polizisten nicht mit Bullen anredet? Sie! Nürnberger Zeitung, Sie! Meine Heimatzeitung kam gestern mit dieser Überschrift – und die ist eigentlich eine Frechheit.
Warum? Weil es um eine Bullenjagd geht. Eines der Viecher ist ausgebüxt (so ist das Wort richtig), ein aggressiver Bulle augenscheinlich. Also macht die Polizei Jagd auf das Tier. Vollkommen richtig. Und diesen Satz schreibe ich jetzt noch mal, in ebenjener Art, wie es meine Nürnberger macht: … ein aggressiver „Bulle“ augenscheinlich. Also macht die Polizei Jagd auf das „Tier“. Mit Anführungszeichen um den Bullen und dann auch, sehr folgerichtig um das Tier. Und wie, bitte schön, ist das gemeint?
Hallo …? Geht’s noch, Kollegen? Warum stehen da Anführungszeichen um Bulle?
Ah, nun habe ich es verstanden. Es geht um ein Wortspiel. Bulle (animalisch) und Bulle (verbeamtet). Witzig! Wir schreiben Bullenjagd mit Tüddelchen, weil es die Jagd nach dem Bullen ist und weil die Bullen jagen. Wer? Die Bullen – also die Polizei im Gossenjargon der Kleindealer und Besoffskis? Jene Beamten, die für einen Hungerlohn den Kopf hinhalten – oder ihre Beine und Arme, wenn es um den aggressiven Ausgebüxten geht? Da war wohl ein Volontär, 22 Jahre an der Überschrift, einer, der vor Rioja in Nürnberg steht und zu seinen Freunden sagt: Scheiße, Bullen-Dreck – wirf den Joint weg. Oder ein altachtundsechziger Skonti, 65 Jahre alt: Haut die Bullen platt wie Stullen!
Oder habt ihr euch einfach nicht getraut, verehrte Kollegen, auf diesen miesen Scherz zu verzichten? Oder schlimmer noch: Niemand hätte den miesen Witz erkannt, wenn ihr durch die Tüddelchen nicht darauf verwiesen hätte …
Ich zücke mal die gelbe Karte. Und hoffe, dass die Pressestelle der Polizei vorstellig wird, um das gerade zu rücken. Ihr versteht meine Rage nicht? Dann noch einmal: Bullenjagd – ein normales deutsches Wort – im Knoblauchsland wäre richtig gewesen. Die Tüddelchen machen aus der Überschrift ein Ärgernis.