Heißa, die Sechziger

141227_Mensch!Ich kenne solche Schildchen noch. Indes kenne ich die Quelle nicht, es tut mir leid – da hat meine Buchführung versagt. Einerseits. Andererseits ist das auch vollkommen egal, denn das Schildchen ist herrlich, wie ich finde.

Zunächst einmal ist es geschrieben in eben jener wohlausgewogenen Schreibschrift, die ich in den Sechzigern gelernt habe. Sehr fein, wie ich finde. Und dann das Wort Wanderflegel. Wie oft finden wir das Wort Wanderflegel noch?

127 Mal sagt Frau Google. Eine Lächerlichkeit! Eines der Beispiele habe ich mir einmal angesehen – und für Sie kopiert. Nicht weil es den Wanderflegel (im Gegensatz zum besser beleumundeten Wandervogel) beschreibt, sondern weil ich den Anfang des Satz gesucht habe (das gelang, Absatzanfang), vor allem aber das Ende. Mann, Mann, Mann! 122 Wörter hat Wilfried Ferchhoff in seinem Werk Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert aneinandergereiht. Schauen Sie selbst, und dann sagen Sie mir kurz, was er meint.

Screenshot 2015-10-29 09.10.19Wahnsinn! Kein Fehler. Und dennoch … Aber darum soll es hier nicht gehen. Es geht um das Schildchen. Das schöne da oben. Wir stellen fest, dass die Doppel-S-Regelung nach kurzem Vokal (laß – lass) noch nicht galt. Und halten zugleich fest, dass die Regelung zur Apostrophierung von Imperativen auch damals schon gegolten hat (laß!, nicht laß‘!). Vollkommen einerlei, hier hat einer aus vollem Herzen gedichtet und auch noch so, dass es die Schlagermusik aus dem Wald vertreibt. Und dann, fraglos, die höfliche Anrede mit den großgeschriebenen Du und Dich – obwohl der Autor diese Schlagerheinis, Waldschänder und Blumenreißer am liebsten zu Grimms Hexe in ihre Knusperhäuschen, vulgo, Sechziger-Ausdruck: ins Zuchthaus geführt hätte, sicherlich!

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.