Die Sache mit dem „,“ vor dem „oder“

2013-03-28 10.20.42

Wir schauen auf eine Überschrift aus der Süddeutschen Zeitung. Das feine Blatt befasst sich mit der ZDF-Produktion Lerchenberg, die ich ganz unterhaltsam fand – vor allem aber ganz schön mutig in der Art, wie sich die Anstalt selbst auf die Schippe nimmt. Die Süddeutsche war anderer Meinung und fragt in der Überschrift, ob sich der Zuschauer lachend damit befassen sollte oder schämend. Übrigens: Der Zuschauer schämte sich nicht, er wandte sich ab: Bei den Ausstrahlungen im ZDF sank die Quote von Tag zu Tag.

Mir geht es hier um das Komma vor dem oder.

In jenem Satz, den ich eben – weiter oben – geschrieben habe, steht zweifelsfrei kein Komma: … fragt in der Überschrift, ob sich der Zuschauer lachend damit befassen sollte oder schämend. Es geht um die Aufzählung gleichrangiger Wörter, also: lachend oder schämend. Ohne Komma! Das weiß man noch aus der 4. Klasse bei Lehrer Lämpel,(!) oder?

Lehrer LämpelWäre das oder ein und, müsste man jetzt die Frage erörtern, ob der zweite Satz eine Aufzählung sein kann – oder ob hier ein Satz mit einem eigenen Subjekt startet: Muss ich (1. Subjekt) lachen oder/und(!) darf ich (2. Subjekt) mich schämen. In diesem Fall plädiere ich für ein Komma, weil es zwei Sätze sind, auch wenn die Subjekte identisch sind. Aber es gibt noch einen Hinweis aus dem Duden, wie man sich hier  verhalten kann/muss, bezogen auf die Kommabildung beim oder: Das Komma kann(!) gesetzt werden, sagt das wunderbare Duden-Werk Gutes und richtiges Deutsch, um die Gliederung des Satzgefüges deutlich zu machen: Wir fahren am Wochenende ins Elsass[,] oder wir gehen zu Freunden zum Gartenfest.

Um ein Satzgefüge deutlich zu machen! Ahhhh, das Satzgefüge wird klarer mit dem Komma, nicht wahr? Oder?

 

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