Bläh und Blubb mit Peter L.

130611_Vorstand

Ach, wie reden die denn! Ach, wer versteht die denn? Ach, was soll denn das? Wir reden von Vorständen einiger Dax-Unternehmen in Deutschland, und wir reden von deren Reden bei der Hauptversammlung. Die Uni Hohenheim – das liegt schwer in Schwäbischen – hat sich jene Sätze einmal näher angeschaut, die Dax-Chefs abblubbern, wenn sie vor ihren Aktionären stehen; sie müssen dabei sagen, was Sache ist. Sollten Sie. Tun sie aber nicht. Sie kauderwelschen. Eine Meldung zu dieser Studie finden Sie hier.

Ich habe mir einmal zwei der Sätze, die die Uni Hohenheim zitiert, näher angesehen. Den feinsten der beiden lesen Sie hier: Und es ist nicht nur der Ort, an dem unsere eigenen Städteplaner und Technikexperten an Infrastrukturlösungen von morgen arbeiten, sondern es ist eine Plattform für den Austausch zwischen unseren Experten und kommunalen Entscheidern der Städte und dient damit der Anbahnung von Kontakten, Lösungen und künftigem Geschäft. Dieser Satz von Peter Löscher, dem Chef der Siemens AG, ist beileibe nicht der längste, den Hohenheim festgehalten hat; dieser hat nur 46 Wörter. Der von Herrn Francioni, dem Chef der deutschen Börse, hat 52.

Löscher bläht und blubbt. Löscher sagt nichts. Löscher löscht keinen Brand. Löscher plaudert. Löscher verzichtet auf Subjekte – sie lauten hier: es –, und Löscher sagt wenig mit Verben – sie lauten hier im Hauptsatz: arbeiten, dienen und sein. Zudem wiehert da manch Schimmel arg pleonastisch durch Gerede: Die Entscheider in den Städten sind was? kommunale(!); das Geschäft, das sich anbahnt(!) ist was? ein künftiges(!). Und wenn einer von Siemens mit einem kommunalen Entscheider in den Städten redet, bahnt sich was an? Kontakte – und Lösungen. Die Städteplaner von Siemens sind was? unsere eigenen.

Genug gemeckert. Ich versuche nun, den Satz so zu gestalten, dass Sie ihn verstehen – vorausgesetzt*, ich habe ihn richtig verstanden: „Natürlich reden unsere Städteplaner mit denen in den Kommunen, und zwar an diesem Ort“, keine Ahnung, welchen er meint_ML. „Unsere Technikexperten basteln mit denen der Kommunen an Infrastrukturlösungen. Dass wir dabei Kontakte knüpfen, eventuell künftiges Geschäft generieren und überhaupt zu Ergebnissen kommen, ist doch selbstverständlich.“

Ob Löscher dies gemeint hat, weiß ich nicht. Ich kenne den Zusammenhang nicht. Auf jeden Fall ist mein Satz einer, den Sie verstehen, oder?

Redigaturzeit übrigens: unter zwei Minuten. Na, bitte, geht doch!
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Das kleine Notat hier zur Frage, ob bei Partizipkonstruktionen, die einem Satz vorangestellt werden, ein Komma stehen muss. Beispiele: Einmal angenommen … – Tief in der Tinte sitzend … – Nur Mist redend … – Wörtlich übersetzt … – Derart voreingenommen … Setzen Sie eines, oder setzen Sie keines. Einerlei, sagen die Regeln. Ich setze eines. Einmal angenommen, es würde nie wieder hell. – Tief in der Tinte sitzend, trank er sie aus. – Nur Mist redend, überzeugte er niemand beim Vorstellungsgespräch. – Wörtlich übersetzt, hörte sich der Spruch völlig anders an. – Derart voreingenommen, versagte das Gericht auf ganzer Linie.

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