Wenn Neymar am Fünfer volleyt

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Jene Leser, die Fußball wenig abgewinnen können: Schleichen Sie sich! Hier wird Klartext geredet, und nur, wenn Sie sich über die Sprache der Reporter aufregen wollen: herzlich willkommen!

Gestern Abend hat die Seleçao, die Auswahl Brasiliens (für Nicht-Jogis: das ist das Nationalteam des Landes, das im kommenden Jahr das Hochamt dieser Branche, die Fußballweltmeisterschaft, ausrichten wird), Mexiko 2:0 geschlagen*. Die Reporter von bild.de waren vor Ort – und sie betickerten im Minutentakt das Geschehen auf dem Rasen.

Schwer genug: Es passiert etwas auf dem Feld, und schon muss es getippt sein. Nichts für Menschen mit Nerven – und auch nichts für Menschen, die fehlerfrei Texte absondern wollen. Und schon gar nichts für solche, denen Sätze wie Die Bananenflanke tropfte butterweich auf den Elfer auf die Nerven gehen. Oder Mit seiner linken Klebe netze er ein. Die Bananenflanke, das verstehen Sie noch. Wie eine Banane butterweich tropfen kann, naja. Die linke Klebe ist der linke Fuß – und einnetzen bedeutet nichts anderes, als dass der Ball ins Netz geschossen wurde. So weit – so net(z)t.

Ich habe Ihnen die 9. Minute des gestrigen Spiels bei bild.de einmal kopiert, weil ich selten in derart gedrängter Form so wunderbare Fußball-Idiome (besser: Phraseologismus) gesammelt sah. Menschen mit Fußball-Sachverstand werden Ihre Freude haben, die anderen … siehe oben.

Herrlichst, dieses Stück Journalismus, an genau elf(!) Punkten! (1) Es rappelt im Karton; auf Deutsch: Es geht heftig los! (2) Neymar knipst; auf Deutsch: nicht übersetzbar – es sind nur die Knipser, die knipsen können, auch abstauben, oder: mal so eben mit der Fußspitze dem Ball die entscheidende Richtungsänderung geben. (3) Bude; auf Deutsch: Tor – der ganze Kasten des Tors sieht aus wie eine Bude. (4) Fünfer; auf Deutsch: der Fünfmeter-Raum, im Gegensatz zum Sechzehnmeter-Raum (Sechzehner) der Platz direkt vor dem Torwart, sonst Keeper. (5) per Kopf klären; auf Deutsch: mit dem Kopf abwehren (hat mit überlegen nichts zu tun). (6) schädeln; auf Deutsch: mit dem Kopf, dem Schädel, einnetzen(!, siehe oben). (7) Schlappen; auf Deutsch: Fuß, auch: Fußballschuh, hat mit Adiletten (Unkundige bitte hier schauen) nichts zu tun. (8) Kugel; auf Deutsch: Ball. (9) Volley; auf Deutsch: mit aller Kraft einen Ball treffen, bevor der den Boden berührt hat. (10) ballern; auf Deutsch: darum geht es. (11) Maschen; auf Deutsch: Ort südlich von Hamburg; hier sind die Maschen des Fußballtornetzes gemeint.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Ich habe gestern bei einer Münchner Agentur eine Art Seminar gehalten zum Thema Wie Sie gut schreiben. Eine der These: kein Satz über 25 Wörter; eine zweite: nichts verschachteln; eine dritte: Hauptsachen in Hauptsätzen – und erst recht keine Verschachtelungen in Nebensätzen. Hier wollte ich einmal zeigen, wie es nicht geht. Übrigens, Agenturen, Textagenturen zumal, die sich ebenfalls einmal vier Stunden lang ein paar Tricks und Tipps einschädeln(!) lassen wollen: Melden Sie sich!

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