Generisches Maskulinum, und dann doch nicht …

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Das steht da: Weil es einfacher ist, verwenden wir durchgängig die männliche Berufsbezeichnung in neutraler Form. Als habe ein Redaktion von Gruner+Jahr, Hamburg, geahnt, was es für eine Gender-Diskussion würde geben können, als habe sie geahnt, was die Entscheidung der Uni Leipzig auslösen würde. Sie sind nicht ganz auf dem laufenden? Schauen Sie hier. Gruner+ Jahr stiehlt sich aus der Sache.

Wirklich? Nein.

Das Heft, das die Deutsche Bahn einem im Zuge reicht, um sich nicht zu langweilen, heißt mobil, kleingeschrieben. Und wenn einer, der alles liest, bei 48 Grad in einem ihrer Wagen sitzt, stehend vor Ingolstadt, vollgepackt der Zug, kruden Ansagen lauschend und geschafft von vier Stunden Redens übers Deutsche, dann liest man sogar das Impressum. Und so las ich auch diesen Satz. Er ist ein wunderbarer, weil er nämlich diese Diskussion beenden könnte. Er sagt: Wir haben von der Diskussion um den Herrn Professorin gehört, aber wir machen da nicht mit. Wir nutzen das generische Maskulinum; bei uns gibt es keine Chefredakteurin Paul Panther (Name frei erfunden).

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So weit, so gut, so nachvollziehbar. Der Chefredakteur heißt auch gar nicht Paul Panther, er heißt Jan Spielhagen, wie Sie links sehen. Er trägt sein generisches Maskulinum. Ob er es mit Stolz trägt, wissen wir nicht. Da sollten wir seinen Stellvertreter fragen. Der heißt Christiane Winter. Steht da. Christiane. Rein weiblich.

Und wie lautet die Berufsbezeichnung von Frau Winter? Stellv. Chefredakteurin. Merkwürdig.

Und nun in eigener Sache: Um diese Merkwürdigkeit werde ich mich nicht weiter kümmern. Ich verschwinde für ein paar Tage außer Haus. Man nennt das Erholung. Zwar ist das Schreibgerät im Gepäck, zwar soll das Hotel über einen WLAN-Anschluss verfügen; zwar könnte ich hin und wieder etwas schreiben. Allein, weiß man es? Weiß man, was mir in Südtirol, dem allerherrlichsten, über den Weg läuft?

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.