Wer sich liebt, der schlosst sich …

130807_Liebesschloss

Schön, dass man es einmal sieht, das Liebesschloss. Sie sehen einen Ausriss aus meiner Heimatzeitung, der Nürnberger, und Sie sehen zwei Schlösser, ungewöhnlich in Rot*. Das nennt man Liebesschloss. Kerstin und Kai haben ein Abus-Schloss erworben, es rot* eingefärbt, sich vor zwei Jahren, am 1. August 2011, ihre Liebe gestanden, zwei Herzchen um die Namen gravieren lassen und das Ergebnis an ein geschmiedetes Geländer – am besten: brückennah – irgendwo in der Stadt gekettet und verschlossen; der Schlüssel liegt gewiss im Fluss. Übrigens, für Entschlossene: So ein farbiges Stahl-Hängerchen kosten um die 20 Euro.

Warum dies in einem Blog auftaucht, das sich mit Sprache befasst? Na, hören Sie mal, das Wörtchen Liebesschloss, es ist seit dem 4. Juli, also seit etwas mehr als einem Monat, ein dudenoffzielles. Die Dudens nahmen es in die aktuelle Ausgabe, die 26., auf. Lesen Sie doch noch einmal hier nach, und die folgenden Tage ebenfalls.

Da steht das Wörtchen nun, zwischen Liebesroman – gab es immer schon – und Liebesschwur – gab es auch immer schon. Der Duden schreibt dazu auf Seite 673: an einem Brückengeländer angebrachtes Vorhängeschloss, dessen Schlüssel in den Fluss geworfen wurde, als Symbol dauerhafter Liebe.

Bildschirmfoto 2013-08-07 um 09.53.07Dass diese neue Liebesschwur(!)-Technik nie zu einem Liebesroman(!) mit den Kommunen reift, ist nachvollziehbar. Die nämlich müssen dafür sorgen, dass die Schlösser wieder weggeflext werden. Sie kennen Flexen nicht? Auch ein Dudenwort: mithilfe einer Flex entfernen: einen vorstehenden Bolzen wegflexen. Die Flex ist technisches Gerät, Handwerkszeug. Sie sehen eine im Bildchen links, das ich von der Seite Handwerker-forum.de gemopst habe. Flex ist ein Markenzeichen. Im Duden – genauer: im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache – taucht der Begriff mit einem ® auf, dem Zeichen für registered trademark. Hätten wir das also auch geklärt. Und freuen wir uns, durch Zufall auf ein Wort gestoßen zu sein, bei dem ich gewettet hätte, dass es im Wörterbuch nicht auftaucht. Das andere große Wörterbuch, die mehr als tausend Seiten des Wahrig, führen das Wort nicht.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* Sie sehen in diesem Text das Wörtchen rot/Rot, groß- und kleingeschrieben. Einmal finden Sie es als Adverb; es steht beim Verb – rot eingefärbt. Das Schloss ist wie? 
Eingefärbt, rot. Normale Farbangabe. Ein anderes Mal finden Sie es großgeschrieben: in Rot. Hier fühlt sich das Farbwörtchen mächtig erhaben, denn es wurde substantiviert. Wie in diesen Duden-Beispielen ebenfalls: Tinte in Preußischblau, die Farben Gelb und Rot, bei Gelb ist die Kreuzung zu räumen, dasselbe in Grün, bei Grün darf man die Straße überqueren.

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