Wir schauen in meine Heimatzeitung, die Nürnberger, vom Wochenende. In der Randspalte der ersten Seite lese ich diese Notiz mit einem Wort, das ich bisher nicht kannte: containern. Einem Verb.
Und ich lerne schnell: Unter containern versteht man die Suche nach Lebensmitteln in Container von Großmärkten oder Handelsketten. Schwache Beugung, ich containere … du Containers … ich containerte … ich habe containert.
Steht das Wort im Duden? Nein. Heißt das etwas? Nein. Nehmen wird das Wort freundlich auf? Ja. Kommt es im Internet vor? Aber ja! Misstrauen wir dem Wort, weil es auf dem Englischen kommt? Nein, das Grundwort Container hat sich eingebürgert; es ist anerkannt. Niemand sagt, die Lebensmittel da draußen befinden sich in stählernen Lebensmitteltransportbehältern … Großbehältern … Aufwahrungsbehältern … Abfallbehältern.
Mülltaucher hingegen, das Wort, das die Nürnberger anbietet, könnte sich ebenfalls einbürgern – auch als Verb mülltauchen: Ich mülltauche … mülltauchte … habe müllgetaucht. Oder gemülltaucht? Oder im Müll getaucht? Ich habe nach Refereinzwörtern gesucht, nach Verben aus einem Nomen und einem Verb – mir ist keines erschienen. Vielleicht fällt Ihnen eines ein.
Das Verb mülltauchen hat den Nachteil, dass es auch verstanden werden kann als neue Wassersportart und von der Dramatik der Tätigkeit wenig ahnen lässt – das tut indes containern auch nicht.
Die Containerer, so nennt sich die Suchenden selbst, befassen sich in Internet-Foren auch mit der rechtlichen Lage. Und die ist schwierig. Juristen sagen: einfach. Denn wer Gegenstände aus den Aufwahrungsbehältern, aus dem Abfall anderer, entwendet, begeht Diebstahl. Auch wenn die Besitzer der Gegenstände diese wegwerfen wollten. Wer gar noch über einen Zaun steigt, oder die Behältnisse aufbricht, begeht Landfriedensbruch.
So ist die Welt …