Auf dem Weg zum iMüsli

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Möchten Sie wissen, wie es dazu kam? Möchten Sie das wirklich wissen? Das war nämlich so: Irgendeine Firma stellt ein neues Müsli her. Vielleicht sorgten die Produkt-Ingenieure im Verbund mit einem Lebenmittelchemiker sogar dafür, dass der Beerenanteil größer zu sein habe als der Zuckeranteil. Vielleicht ist dieses Müsli – übrigens die schweizerische Verkleinerungsform von Mus – sogar richtig gesund und kernig und wohlschmeckend und schmackofatz und so.

Die erste Müsli-Probe servierten freundliche Damen auch der Geschäftsleitung. Herr Ober-Müsli war total happy mit dem new product und wandte sich an den Marketingleiter Herrn U.-L. Tramodern zwecks Benamsung, und der sagte: Da müssen wir in der Crew echt mal ein paar Meetings abhalten auf top-level-Niveau und brainstormen. Das ist nicht easy. Ich sehe da big problems vor allem in der communication mit den jungen target groups. Wenn wir da keine gute Idee haben, ist das nichts mit dem power selling in den social media. Das muss Facebook-affin werden, ´nen echtes virales Marketing und so.

18 Wochen später hatten die Marketender immerhin drei Vorschläge ausgearbeitet: müsli4U (lies: Müsli for you), morning delight (lies: Zur Freude am Morgen) und eben mymüsli (lies: mein Müsli, aber eben Vollstdenglisch). Einer sagte dann noch, man habe es bear-müsli (Bee/ä/renmüsli) nennen wollen, bis der Praktikant, der studierte, darauf hingewiesen habe, dass die Verwechslung mit dem großen Tier (bear = Meister Petz) vielleicht nicht gewollt sei.

Der Herr Ober-Müsli war’s zufrieden, fand die Arbeit der Marketender „sensationell, echt sensationell“, versprach ihnen sechs Wochen Vollst-Incentive in den kanadischen Bergen mit Grizzly-Hunt-Feeling, schloss die Augen und tippte mit feinem Finger auf … mymüsli. Die Corona klatschte proseccotrunken Beifall ob der gesegneten Führungsfähigkeit und Vorausschau ihres Chefs.

Genau deshalb landete mymüsli Beerenmüsli in jenem Nürnberger Einkaufsmarkt, in dem ich einzukaufen (und zu fotografieren) pflege.

Die Frage, die ich jetzt stelle, kennen Sie: Warum?

Muss es Englisch-Deutsch sein?

Warum muss man einen englischen Begriff mit einem deutschsprachigen in dieser ungeheuerlichen Art zusammenklöppeln?

Und vor allem? Wer kommt auf die nächste Idee, ein Müsli iMüsli zu nennen?

Und nur am Rande: Ich ertrage sogar die überaus auf den Zahn gehende Radio-Werbung von Seitenbachers Müsli eher als diesen anpässlerischen, schnickschnackigen Kokolores.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.