Der Boris, wo der Bild ein Interview geben tut

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Setzt sich also Bobbele, heute: Boris Becker, mit einem Menschen der Bild-Zeitung in einen Garten und redet über die Niederlage seines Schützlings Novak Djokovic beim Tennis in Melbourne.

Wie so oft denkt der geneigte Leser, dass es besser gewesen wäre, wenn der Herr geschwiegen hätte. Und wie so oft denkt der geneigte Leser, dass es besser gewesen wäre, wenn die Textannahme der Bild-Zeitung etwas besser hingeschaut hätte.

Also, Beckers Schnitzer vorweg: Wir leben in einer Zeit, wo Menschen völlig unbehelligt … Naja, das Wörtchen wo deutet eigentlich immer darauf hin, dass wir hier einen Ortsbezug erwarten. Wo anders einsetzen, das dürfen und durften nur drei Personen: Klinsmann, Kretzschmann und Oettinger. Jeder von ihnen eine Schwabe wie aus einem Werbeprospekt – sie können alles außer Hochdeutsch.

Nun stammt Becker genau genommen zwar aus Baden-Württemberg, aus Leimen (daher hieß er früher auch der Leimener). Alles über Leimen lesen Sie hier, auch, dass es im Regierungsbezirk Karlsruhe, einem badischen, liegt.

Aber dieses Leimen hat mit diesen Schwaben so wenig zu tun wie Nürnberg mit der Pfalz. Becker sollte in 20 Jahren weltweiten Zuhauseseins wissen, dass das Über-alles-Relativpronomen … wo … nur in Kern-Schwaben ohne Bauchgrimmen gut ankommt. Im Rest der Welt wird es belächelt. I train Novak where(!) a very good player is, for three month now. Gut, dieser Satz ist frei erfunden. Oder: Wir leben in einer Zeit, in der …

Die Schnitzer der Textannahme – und, ehrlich gesagt, in dieser Häufung ungewöhnlich für das Blatt:
(1) Die sozialen Netzwerke sind zwar wichtig für das moderne soziale Leben – aber dies ist noch lange kein Grund, sie großzuschreiben.
(2) Die Grenze des akzeptierbaren sieht akzeptierbaren klar nicht als Adjektiv, sondern als Nomen  – dies sollten wir großschreiben.
(3) Dann nutzt Herr Becker diese Netzwerke, wie er sagt. Aber mit der Einschränkung, mit der er den Sinn des Gesagten kritisiert, beginnt – da beißt die Maus keinen Faden ab – ein neuer Satz, auch wenn er mit und verbunden wird. Über diese Regelung darf man streiten. Ich schreie hier nach dem Komma: Ich selber nutze die sozialen Netzwerke sehr intensiv (Subjekt: ich) (KOMMA) und sicher ist nicht jeder Beitrag (Subjektwechsel) von tieferem Sinn …

Den Sinn, wo dieser Satz hat, lasse ich unkommentiert stehen.

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