In diesen Tagen ein dringend nötiges Wort vorneweg:
Silvester hieß der namensgebende Bischof, nicht Sylvester. Sylvester ist ein Stallone, ein Schauspieler, oder ein Nachname. Aber nicht der letzte Tag des Jahres. Den gibt es nur mit i – Silvester. Und das neue Jahr ist einfach nur ein neues Jahr, kein Neues Jahr, also kein Eigenname. Und was ist mit dem Guten Rutsch? Happy Sylvester & ein gutes Neues Jahr – & Guten Rutsch! Mich graust es! Wenn Sie es aber kurz halten wollen: Gut’s Neues! Lasse ich durchgehen …
Wer, aus welchen Gründen auch immer, sehr früh beim Bäcker steht, darf dösig sein. Ich war dösig. Ich war sicher, dass dieses Schildchen Blödsinn darstellt. Und das lag in meinen Augen aufs erste Lesen nicht an der Formulierung … auch auf Wunsch. Wie belegt man auf Wunsch? Besser wäre: … nach Ihren Wünschen. Aber darüber legen wir den Beleg ewigen Vergessens aus oberbayerischem Käse und fränkischer Wurst.
Ich stieß mich an dem Verdacht, dass Der Beck, eine mittelfränkische Bäckers-Kette, sein Gewerbe erweitert haben könnte und unter die Holzbauer gegangen sei. Wir belegen Ihren Imbiss (also ihren fahrbaren Stand in der Innenstadt, vor dem Obi oder vor Stadien) auf Wunsch. Resopal? Restholz? Tropengewächse? Abziehfolie? Goldstaub? Ich war der festen Überzeugung, das Wort Imbiss existiere nur in der Bedeutung Stand. Und zückte das iPhone.
Puste-Kuchen! Selten, das müssen Sie zugeben, passte einer meiner liebsten Ausdrücke fürs Fehldenken besser als beim Beck-Bäcker. Pustekuchen also. Denn zuhause lehrte mich der Duden eines Besseren. Der schreibt über den Imbiss, übrigens: des Imbisses, die Imbisse: 1. kleine, meist kalte Mahlzeit – 2. Imbisshalle, -stand. Da haben wir den Salat.
Die Ultrakritischen unter den Lesern (gefühlte 75,6 Prozent) werden jetzt denken: Was schreibt der denn da? Das wissen wir doch. Das ist doch nichts Neues. Warum das Ganze? Ist doch nicht verhaltensauffällig – also, die Sache an sich, eher der Schreiber.
Recht haben Sie. Das dachte ich in der Küche auch. Eine klassische Nicht-Nachricht. Doch dann befasste ich mich mit der Etymologie des Worts Imbiss und beschloss, Ihnen am vorletzten Tag des Jahres noch eine Portion völlig unnützes Wissen ins neue zu reichen.
Denn unterhaltsam wird dieser Eintrag erst durch eine totale Widerlegung meiner ersten Ansicht. Ich darf das Etymologische, das Herkünftige, 4. Auflage, des Duden zitieren: Das Substantiv ist eine Bildung zu dem untergegangenen zusammengesetzten Verb enbizen, essend oder trinkend genießen. In neuhochdeutscher Zeit bezeichnete das Wort zunächst jede beliebige Mahlzeit (hört! hört!, ML), dann speziell das zweite Frühstück und schließlich eine außerhalb der Hauptmahlzeiten eingenommene kleinere Mahlzeit.
Und wir lernen: Wer morgens zum Bäcker geht, wenn andere noch ruhen, sollte seinen Verstand mitnehmen. Oder sein iPhone vergessen. Oder den Duden in der Tasche haben. Und auf keinen Fall über Schweres sinnieren.
In diesem Sinne: Einen feinen Tag!