Alternativlos

Screenshot 2016-04-28 09.25.35Heute machen wir es mal ganz schwierig. Und nachdenkenswert. Ich will Ihren Wortschatz eines Worts berauben. Nein, natürlich nicht. Ich will Ihnen nur ein Wort vor Augen führen, von dem ich sicher bin, dass Sie es meistens falsch verwenden. Fällt nicht weiter auf, denn jeder sagt es so. Jeder, auch der Bundesaußenminister. Der meint – Fall Böhmermann, die Merkel’sche Zwickmühle, Quelle: spiegel.de – für beide Alternativen habe es gute Gründe gegeben.

Packen wir mal Butter auf den Tisch. Es geht um die Frage, ob die Kanzlerin die Staatsanwaltschaft Mainz ermächtigten soll, das Schmähkritik-Verfahren gegen Herrn Böhmermann zu eröffnen (Alternative 1) oder die Staatsanwaltschaft nicht zu ermächtigen (Alternative 2). Können Sie mir folgen?

Ja. Prima!

Dann sind Sie schon in die Falle getappt. Die Kanzlerin steht – sprachlich gesehen – nämlich vor genau einer einzigen Alternative, nicht vor zwei: vor der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Ermächtigen Ja – Ermächtigen Nein. Punkt.

Eine Alternative ist immer die Wahl zwischen zwei Wegen. Linksrum – rechtsrum; Baum fällen – Baum nicht fällen; Kaffee – Tee; mit dem Auto nach Südtirol oder mit der Bahn. Das Prinzip dieses Wörtchens (Ursprung: Latein, alter – altera – alterum, die eine oder das andere) lautet: Wenn du eine Alternative hast, wählst du zwischen zwei Möglichkeiten. Diese beiden Möglichkeiten (Möglichkeit 1: links herum, Möglichkeit 2: rechts herum) heißen aber nicht mehr Alternativen, sie heißen Wahl, Weg, Chance, Entscheidung, Qual oder Möglichkeit.

Und, Herrschaften, das ist ziemlich alternativlos, um noch mal die Kanzlerin ins Spiel zu bringen. Und mit diesem Wort, dem Unwort des Jahres 2010, hat sie es gut beschrieben. Da gibt es eben nur eine Möglichkeit.

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