Könnte ich noch eine von Ihren irre okayen Würsten haben?

160509_Okayen

Was haben wir denn heute? Ja, was haben wir? Wir haben eine Kolumnistin von spiegel.de, die sich mit einem Briefeschreiber beschäftigt. Dieser Briefeschreiber, ein Ruven, traktiert Margarete Stokowski mit idiotischen Kommentaren, die bis zu Bedrohung an Leib und Leben führen. Die ganze Kolumne, sehr unterhaltsam und erhellend, lesen Sie hier.

Gegen Ende ihrer Kolumne schreibt Frau Stokowski das, was Sie oben lesen. Beim Guardian, der englischen Tageszeitung, werden die meisten Kommentare geblockt bei den Reizthemen Israel/Palästina, Feminismus und Vergewaltigung, schreibt sie. Einfach, weil die Schwachmaten und Hetzer bei diesen Themen den Schaum vor dem Mund und das Messer in der Hose am wenigsten verbergen können. Interessant.

Sie wissen aber, dass es mir darum nicht geht. Mit geht es um den dann folgenden Satz: Die Themen mit den meisten okayen Kommentaren waren Kreuzworträtsel … Herrschaftszeiten, JessesmariaundJosef!

Wir halten mal fest, was Frau Stokowski da tun. Sie nimmt einen im Deutschen willkommenen Begriff (nun, wir haben uns daran gewöhnt, wir verstehen okay, wir lassen es stehen, unser Anglizismus-Radar ist heruntergefahren) und zimmert daraus ein Adjektiv, was ja okay ist. Sieht der Duden auch so, der okay als Adverb und als Adjektiv durchgehen lässt: Die Erfahrungen, die ich im Filmverlag gemacht habe, waren füŸr mich persšönlich okay … ein Duden-Beispiel. Ich finde aber kein Beispiel für ein Adjektiv-Attribut, das (1) bei einem Nomen steht (wo ja Adjektive gerne stehen) und (2) mit dem Nomen auch noch flektiert wird – was übrigens eine der Kerneigenschaften jedes anständigen Adjektivs ist. Jedenfalls finden wir kein Beispiel im Duden.

Ein Kolumnist des Standard, einer österreichischen Tageszeitung, schreibt dazu: Wunderlich und absunderlich deucht ihren Chronisten die Verwendung von Okay als Adjektiv-Attribut: „Das war ein okayer Tag“. Aber: Ein Blick in Google lehrt uns, dass das „okay“ in all seinen männlichen, weiblichen und sächlichen Abwandlungen mächtig im Umlauf ist: „Ein ziemliche okaye Party“. „Ein völlig okayes Interview“, „absolut okayes Mittelmaß mit albernem Ende“, „okayes Spiel, aber mehr auch nicht“.

Da haben wir den Salat. Wir bemerken ihn erst heute. Der Artikel aus dem Standard ist acht(!) Jahre alt.

Sie erleben mich gelassen. Sie wundern sich, dass ich keinen Schaum vor dem Mund habe. Sie rätseln, warum ich nicht längst Lichterketten und Dienstags-Demos zur Bollwerkbildung gegen diesen Verfall organisiere?

Wissen Sie was? Ich würde es nie niemals nicht nutzen, dieses adjektivattributivische(!) okay. Einerseits. Und wenn mein Sohn damit käme, schlösse ich ihn vom spärlichen Erbe aus, einer Duden-Sammlung, einem iPad und mehrere maßgeschneiderte Hemden.

Andererseits finde ich es ganz lustig. Ehrlich.

Und wenn Sie mit Ihren Freunden darüber reden und einer, der übliche Schlaumeier erhebt seine alkoholgetränkte Stimme und sagt: Weißt du eigentlich, woher okay kommt? Von all correct nämlich, kurz: o. k. Wenn er so auftrumpfen will, lesen Sie hier die einzig okaye(!) Reaktion Ihrerseits: Hömma, könnten Sie sagen, hömma, wie kommt denn das O für all zustande? Und zweitens ist die Herkunft dieses Ausdrucks vollkommen verdunkelt. Ätsch, nämlich!

Alles okay? Ich gehe jetzt in die Küche und bereite mir eine vollkommen okaye Tasse Tee. Ohweehhhh!

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