Erst dachte ich, dieses Schildchens am Samstag plötzlich in Lindau am Bodensee gewärtig: Was für eine angenehme Handschrift! Dann dachte ich, dass dieses Schildchen am Montag auf der deutschmeisterei.de genau das richtige sei, um mal einen Satz mit gewärtig und perfektem Genetiv zu zimmern. Hat man im Alltag ja kaum Gelegenheit. Hey, Enzo, ist dir gewärtig, dass ich noch keinen Caffè da stehen habe? Geht gar nicht. Oder bei der Reinigung: Ist Ihnen gewärtig, dass Sie den Hemdkragen mit dem falschen Mittel gestärkt haben? So macht man sich Feinde …
Also, wollte ich mal einen feinen Satz zimmern ohne gleich jemanden zu verprellen – und die Schrift loben.
Dann las ich genauer, blieb bei der Idee mit gewärtig, wollte auch die Schrift loben. Und dann beklagen, dass dem Frappe entweder ein é zu Frappé fehlt oder ein weiteres e zu Frappee.
Dann sah ich, dass es, wie auch immer frappant(!) endend, stets ErbeerfrappXX heißen würde, mit ohne(!) D bei der Beere aus der Erde, wo doch Erdbeerbecher und Eiskaffee nicht nur schön, sondern auch richtig geschrieben sind.
Dann klatschte ich gedanklich der gefleckten Milch ein H ans zweite C, freute mich über die Korrektheit von hausg. Tiramisu und Apfelstrudel. Und gab bei dem Capuccino endgültig auf. Über den Caffè mit dem Kapuzinerhäubchen aus Milch, geschlagen, nicht gefleckt, habe ich schon mal geschrieben; ich erspare Ihnen den Knupf zu diesem Artikel und zitiere mich selbst: Cappuccino. Ist ein Mistwort, weil schwierig. Doppel-P, Doppel-C? Ja. Es kommt von den Kapuzinern, den Mönchen mit der namensgebenden Kapuze (aus Milchschaum), und die heißen im Italienischen nun mal cappuccino, Plural cappuccini. Die Kopfbedeckung der Ordensmenschen heißt cappuccio, muss man sich einfach merken.
Das stammt aus dem März 2013, mehr als drei Jahre her. Ich mache mir eine gedankliche Notiz: Marketingmaßnahmen am Bodensee verstärken! Wie kann eine so schöne Region ohne die deutschmeisterei … Ja, so ist das mit der Hübriß … Hybris.