Heute ein herrliches Beispiel aus der Kategorie Auch wenn wir keine Ahnung haben von Grammatik, machen wir doch nichts falsch. Ich gebe zu, diese Schublade wird selten gezogen, und es ist verdammt schwer, Beispiele zu bilden, wenn man sie bilden muss, zu Anschauungszwecken. Dieses Exempulum flog mir entgegen beim Lektorat eines Buchs, das demnächst in einem Verlag erscheinen wird. Sujet: Fantasie. Ein Astronaut havariert im Weltenraum und landet irgendwann und irgendwie bei seltsamen Wesen, irgendwo halbrechts im Universum.
Schauen wir genauer hin …
War das Risiko nicht doch zu hoch, das er mit dem Phorak einging?
Also, er – Herr Protagonist von der Erde – befürchtet, ein zu hohes Risiko einzugehen. Müssen Sie nicht verstehen. Sie kennen ja die Phorak nicht. Der Satz stimmt so. Das ein-ess-ige Das als Relativpronomen, Bezugswort: Risiko. Alles richtig gemacht.
Und noch ein Blick.
Der gleiche Satz (ja, derselbe wäre hier grottenfalsch, das S macht den Unterschied) nur mit einem Buchstaben mehr.
War das Risiko nicht doch zu hoch, dass er mit dem Phorak einging?
Das zwei-ess-ige Dass als Konjunktion, dieses verfluchte, an dem 35,43 Prozent der Deutschen regelmäßig eingehen(!). Sie sehen: Alles richtig gemacht. Auch dieser Satz stimmt. Und Sie als kluger Leser meiner kleinen, feinen, täglichen Ergüsse wissen sofort, warum beide Varianten so gut fluppen, nicht wahr?
Ein Risiko eingehen ist ein feststehender Begriff. Man wandelt auf einem Pfad mit Risiko. Das gilt für die Ein-S-Variante.
Das Verb eingehen als Synonym für untergehen, sterben, in die Jagdgründe abtauchen, den Löffel abgeben oder auch nur: grandios scheitern, in Gefangenschaft geraten, die Mission nicht erfüllen fordert die Zwei-S-Variante. Einmal haben wir ob der Vielschichtigkeit des regierenden Verbs einen Relativsatz, einmal einen Nebensatz.
Und ich sitze hier an diesem sonnigen Morgen und freue mich an der deutschen Sprache.