Pfui, Plastik!

Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto sommers durch mein Franken oder durch Mainfranken und Ihr Freund fragt Sie per Nachricht, was Sie gerade machen. Sie tippen zurück: Ich er-fahre gerade im wahrsten Sinne des Worts Mainfranken. Dann haben Sie es genau richtig gemacht. Sie nutzen die Wendung im wahrsten Sinne des Wortes perfekt. Diese Wendung wird eingesetzt, wenn in Sprachbildern plötzlich ein zweiter, durchaus wahrer, sehr realer Gehalt steckt.

Sie könnten auch schreiben: Ich habe in Mainfranken im wahrsten Sinne des Wortes Neuland betreten. Sagt: Sie waren noch nie vorher in Mainfranken und diese umwerfende Weingebend inspiriert Sie zu etwas Neuem.

Vo diesem Hintergrund schauen wir uns mal an, was ich gestern in der Nürberger Zeitung gefunden habe.

Plastik ist gerade – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde.

Die Autorin will sagen, dass sich gerade vieles um Plastik dreht. Das stimmt. Sie nutzt dafür die Wendung in aller Munde sein. Ist ja irgendwie wenigstens halbwegs gelungen.

Wenn auch schief. Plastik ist vielleicht um die Tomate gewickelt oder das Rinderfilet, die dann in aller Munde wandern zum Verzehr. Aber das Plastik ja nicht, das geht in die gelbe Tonne und dann ins Weltmeer vor irgendein Gestade Asiens oder Afrikas zur finalen Verklappung.

Dieses Bild stimmt schon mal nicht. Und es wird, so muss man das leider sagen, ins Lächerliche gezogen durch die Verstärkung im wahrsten Sinne des Wortes.

Dieser Satz zielt nicht nur an einer korrekten Aussage vorbei. Er hinterlässt beim Durchleben des Bilds im wahrsten Sinne des Wortes auch einen plastilinen Beigeschmack.

Pfui, Deibel!

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