Hausarrest bis Weihnachten

Lesen Sie mal, was ich in der vergangenen Woche, der Woche meiner Abwesenheit aus der deutschmeisterei.de, in meiner Heimatzeitung, der Nürnberger, gefunden habe. Auf Seite 1, links unten, wo es jeden Tag etwas Lustiges zu lesen gibt. Lesen Sie und schmunzeln Sie meinetwegen.

Ich kann nicht schmunzeln darüber. Mir bleibt das Schmunzeln nicht mal im Hals stecken. Ich bin einfach nur … gibt es einen passenden Ausdruck für: leicht empört sein? Pikert? Wenn angewidert zu stark ist, entsetzt zu abgenudelt, betreten schweigend? Stimmt auch nicht, ich nehme mir ja den Luxus heraus, mich täglich laut und öffentlich äußern zu dürfen.

Der Duktus dieser Meldung misshagt mir. Die Meldung, die eigentlich keine ist, lautet: Nachlässige Eltern lassen es zu, dass verzogene 15-Jährige ihnen nachts ihr Auto entwendet und Gott sei Dank schnell gestoppt wird. Was fehlt ist: Das Jugendamt ist eingeschaltet, die Eltern werden je nach Einkommen bebußgeldet; Töchterchen darf mal mit 25 vorsprechen, ob sie einen Führerschein machen darf.

So hätte ich es gern. Ich stelle mal Fragen, die meine komplette Spaßfreiheit in dieser Sache untermauern sollen:

(1) Erster Satz: Nein, davon träumen nur Idioten  – mit 326 PS durch die Stadt zu düsen. Und man kann sich diesen Traum, der keiner ist, problemlos erfüllen – für einhundertfünfzig Euro bei Sixt.

(2) Seit wann sind SUV-Fahrer Götter? Seit wann bemisst sich Gottgleichkeit im Straßenverkehr an PS-Zahlen und Fahrzeugart?

(3) Nein, dies ist nicht nicht erreichbar. Ich gebe Ihnen gerne die Nummer von Regine Sixt, München.

(4) Glückssträhne? Ich lese Glückssträhne. Passanten  und andere Autofahrer hatten Glück, dass die Göre ihnen nicht übern Fuß oder ins Gebälk bretterte.

(5) Und dann das rasante Töchterchen. Geschrieben mit einem Gluckser. Klasse formuliert, oder? Nein, es ist widerlich. Wäre die Chose anders ausgegangen, stünde sie unter Polizeimeldungen_Unfälle_Tödliche. Das Früchtchen hat Glück gehabt. Sonst nichts.

Ich stehe fassungslos vor dieser leicht schmunzelnden Grundhaltung des Artikels. Ist doch lustig, oder?

326 PS  … mit 15 … irre Story!

Ja, völlig irre! Mein Vorschlag: Praktikum auf einer Unfall-Chirurgie-Station – Hausarrest bis Weihnachten. Und nehmt ihr das Smartphone weg. Dann liest nicht noch über sich und ihre Heldentat. Und bringt Früchtchen nicht zur nächsten Greta-for-Future-Feier mit diesen Auto. Lasst sie öhhpehenvauen, bitte.

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