Das falsche „das“ auf dem richtigen Weg

Oh, wie rührend und hilflos zugleich! Da imagieren wir eine nette Frau, die sich bei ihrem Mann oder Freund nach einem Jahr für alles bedanken will. Sie – ich unterstelle einmal, dass Männer sich ein anderes Motiv suchen würden – sucht sich das Rose-Bild aus dem Internet und textet mit einem einfachen Programm eine Liebeserklärung dazu – und legt diese fein über die Rose. Herzig. Unschuldig. Voller Gefühl. Ein Zeugnis für Alltagssprache*.

Natürlich fällt Ihnen sofort auf, dass die Dame ein paar Mal das falsche das/dass setzt. Was da falsch ist, fragen Sie? Dann schauen Sie doch mal hier nach. Mir biegen sich gewöhnlich bei der Wahrnehmung von das/dass-Fehler regelmäßig die Fußnägel dudenwärts. Hier auch?

Um ehrlich zu sein: Nein.

Dieses Schriftstück, das ich auf einer Netz-Seite fand, die sich mit Rechtschreibfehler befasst, rührt mich. Es gibt diese Momente, an denen ich nicht mehr Deutsch-Oberlehrer-Meister-Meckerer bin, sondern nur emotional angefasst.

Der Wunsch, richtige Sprache zu lesen, tritt hier zurück; solche Arbeiten voller Hingabe müssen nicht korrekt sein – sie kommen voller Naivität aus dem Herzen. Und gehen, hoffentlich!, beim Angeschriebenen auch direkt ins Herz. Ich fordere hiermit Befreit Liebesbriefe von des Dudens Last! Solange der Angesprochen versteht, was sie meint – bitte kein Gemeckere!

Viel(!) mit mir schwehr, diese Erkentniss – ist aber richtik!
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Schauen Sie sich einmal den Satz an, in dem sie sagt, dass sie für so viele Sachen danke sagen müsste. Soviele ist kein Wort aus dem Duden. Sie meint so viele. So viel schreibt man nur zusammen, wenn es eine Konjunktion ist – und das trifft hier nicht zu: Soviel ich weiß, trifft das hier nicht zu. – Soviel ich davon lesen konnte, … – Soviel ich gesehen hatte, … Aber: So viel, wie ich gesehen hatte, … In diesem letzten Satz ist so viel keine Konjunktion, sondern ein unbestimmtes Zahlwort. Das ist der feine aber kleine Unterschied.

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