Dreifach gezischt

Heute wollen wir uns mal ein bisschen(!) um das Biss-chen kümmern. Die Rechtschreibreform brachte es mit sich, dass wir nun nach einem kurzen Vokal statt des ß ein Doppel-S schreiben und nach einem langen das ß. Diese Regel ist sinnvoll. Sie ist eindeutig. Sie gilt ohne Ausnahme. Und das macht ihren Vollzug einfach. Und so kommt es, dass wir Kuss schreiben und Fluss und Kongress und Biss und lassen und müssen. 

Aber wir schreiben groß und büßen und bloß.

Auffällig werden solche Regelungen erst, wenn ein Wort, das mit diesem Doppel-S geschrieben wird, nur der erste Teil eines Kompositums ist, eines zusammengesetzten Hauptworts. Die Spuren, die der Biss hinterlässt, sind nun mal Biss-Spuren, besser: Bissspuren. Jaja, mit drei S. Kussspuren, Flusssenken**, Presssack, Kongressstädte. Alles richtig! Und das bißchen*, das vor ein paar Jahren noch mit ß daherkam, passt sich den neuen Regeln auf der Passstraße(!) ebenfalls an.

Also schreiben wir die Großschreibung eben so. Und die Bloßstellung ebenso. Nur der Glassockel bleibt, was er immer war. Glassockel? Ja, denn Glas wurde stets nur mit einem s geschrieben. Und ein Wort, das mit einem Doppel-S oder einem ß beginnt, gibt es nicht.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Ich kopiere mal, Duden sei dank!, was der über beißen – bissig auch schreibt: [Zu]beißen; Bisswunde (mhd. biz, biz, ahd. biz); bissig, zum Beißen neigend; scharf (frŸhnhd. fŸr mhd. bizec, das noch in bäŠrbeißig fortlebt); Bissen, abgebissenes StüŸck, Happen, eigentlich „was man auf einmal abbeißt“ (mhd. bizze, ahd. bizzo, entsprechend engl. bit, schwed. beta); dazu bisschen, ein wenig (eigentlich „kleiner Bissen“; 16. Jh.); Gebiss; Imbiss.
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 Sie kennen meinem Hang zu Koppelungen, die das Lesen verbessern sollen. Das ungewöhnliche Wort Flusssenken liest sich als Fluss-Senken leichter. Und der Presssack als Press-Sack.

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