Trotz dem Trotz, trotz allem Trotzes, trotz dem Trotz. Trotz trotz …

Jetzt wird es einmal haarig, wir lehrerlämpeln und holen die Grammatik heraus. Ich las vor ein paar Tagen das, was Sie links gerade erst gelesen haben; seither trage ich es mit mir herum. Die Überschrift von der Seite welt.de, um die es hier geht, lautet: Trotz mehr Azubis viele unbesetzte Lehrstellen. 

Das klemmt, oder? Das klemmt heftig. Da muss etwas falsch sein. Aber was? Packen wir es an …

(1) Die Präposition trotz erfordert den Genitiv oder den Dativ. Der Genitiv, sagt der Duden, sei heute geläufiger; der Dativ älter, was man noch an alten Wendungen wie trotz allem oder trotzdem ablesen kann. Aber: Das erste Wort des Begriffs, der uns übel aufstößt, bleibt kritiklos stehen. Was soll an einer Präposition haarig sein?

(2) Das Wörtchen mehr ist ein sogenanntes Indefinitpronomen. Diese Gruppe beschreibt Wörter für unbestimmte Mengenangaben wie etwas, alle, etliche, wenig und so weiter. Und eben auch mehr. Das Indefinitpronomen ist nicht beugbar, es entzieht sich der Kongruenz: Man kann mehr weder in den Genitiv noch in den Dativ setzen. Dennoch: Das Indefinitpronomen mehrere ist flektierbar. Muss hier mehrere rein? Klares Nein.

(3) Jetzt muss doch endlich mal was Gebeugtes kommen! Kommt auch: Azubis, indes eine feige Plural-Beugung. Denn Azubis ist sozusagen der Plurale generale dieses abgekürzten Wortes, das für Auszubildende steht – Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, alles Azubis! Wir wissen also nicht, welchen Plural der Überschriftenmacher hier gewählt hat.

Wir wissen nur: Auch wenn der Satz übel zu klemmen scheint – er ist nicht falsch.

Und ja, in Überschriften darf man Verben unter den Tisch kehren: Klemmen Sie in den Satz gibt es ein, liest sich das so: Trotz mehr Azubis gibt es viele unbesetzte Lehrstellen. Nichts zu beanstanden!

Schön ist der Satz aber nicht.

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