Sag es noch einmal, nur anders, mit anderen Wörtern!

121212_Vor allem

Mein Mathematiklehrer, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere (nur an die Tatsache, dass er mit einem Bein aus dem Krieg zurückkam), pflegte eine besondere rhetorische Figur: Er sagte, um etwas zu betonen: … der Hahn, der Hahn und nicht die Henne! Absicht klar, nicht wahr? Betone etwas durch Wiederholung (plus Hahn, plus Hahn)– und dann verneine das Gegenteil (minus Henne)! Nett. Wir zahlen in Euro, wir zahlen in Euro, und nicht in Forint. – Es wird schneien, wir erwarten Schnee, und keinen Regen. – Make Love, Make Love, Not War! 

Etwas anderes ist es aber, wenn man durch Füllwörtlein etwas ausdrücken will, das durch ein Nomen viel besser repräsentiert wäre, wie in dem Beispiel, das Sie oben sehen: In dieser Folge sind vor allem Raubüberfälle vor oder nach Dienstschluss ein Schwerpunktthema.

Schwerpunkt und vor allem stehen sich hier vor allem schwerst im Wege, Punkt! Sie schaukeln sich nicht hoch wie in der einfachen Rhetorik meines Lehrers. Sie behindern sich vielmehr, weil sie keinen Absicht erkennen lassen, kein Geschick, keine Besonderheit. Sie lassen allerdings erkennen, dass jemand nicht nachgedacht hat.

Und da wir gerade lassen so oft geschrieben haben:  Lassen(!) Sie vor allem weg – und der Satz wird klarer und schöner.

Hey, höre ich Rudi Cerne, den Moderator, einwenden: Hey, wir haben zwei Schwerpunktthemen, und eines, das mit den Raubüberfällen vor oder nach Dienstschluss, ist unser Vor-allem-Thema, das andere, Raubüberfälle vor oder nach Dienstbeginn, unser Auch-wichtig-aber-nicht-vor-allem-Wichtig-Thema. Gut gebrüllt, Rudi! Ihr habt also zwei Schwerpunkthemen in der Sendung, eines für X und eines für Y. Dann hätte es vielleicht besser geheißen: Schwerpunktthema, unter anderem …

Was aber – unter uns gesagt – nicht klärt, ob Raubüberfälle vor oder nach Dienstschluss – ja, wann denn bitte? – derzeit bei den Spitzbuben schwer im Kommen sind. Ist nicht nach dem Dienst auch immer vor dem Dienst, um den philosophisch beschlagenen Sepp Herberger – nach dem Spiel ist vor dem Spiel – zu zitieren?

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