Hallo, Herr Ober!

Wer mit offenen Augen durch Antalya, eine südtürkische Stadt so groß wie Köln, geht, findet schöne Beispiele, wie Türken mit ihrer Sprache umgehen. Erstes Kennzeichen: Alles ist erlaubt, offene Schlacht der Buchstaben − und jeder versteht es. Ich werde hier in lockerer Folge Beispiele dafür liefern, wie im öffentlichen Raum Sprache behandelt wird.

Diese Speisekarte ist die, die mir am besten gefällt. Sie ist herrlich mehrsprachig, Türkisch, Englisch und Russisch und Restdeutsch.

Und sie ist an bestimmten Stellen herrlich falsch; das führe ich einmal nicht zurück auf lautmalerische Übernahmen aus anderen Sprachen, sondern auf − plumpe Nachlässigkeiten und einen Korrektor, der wohl gerade in Antalya urlaubte (erlaubtes Verb, laut Duden, übrigens, ich urlaube, du urlaubst …), als sie in Druck ging.

Also, was haben wir denn da? Lamm am Spies, mit einem S statt des ß. Lässlich, ist auch schwer, die deutsche Schreiberei rund um S, Z, SZ und SS.

Was haben wir noch?
* Die Lamm Koktelts. Da lautmalen wir nicht mit. Das ist unverständlich, wenn es sich um Lammkoteletts handeln sollte.
* Den Grillfeller. Oh mein Gott! Wer fällt denn da den Grill oder fällt in den Grill oder zieht dem Grill das Fell über die Ohren?
* Die Seampi, die besser Scampi geschrieben worden wären. Ich habe es nachgeprüft, karides sind Scampi in diesem schönen Land.
* Der Oranje Juice hat wohl, frisch gepresst, dieselbe Farbe wie die Trikots der Oranjes, der niederländischen Nationalmannschaft − da liegt die Assoziation nahe, das G durch ein J zu ersetzen.
* Den Expresso halte ich für eher lässlich, der kommt so auch in Deutschland vor − dabei stammt das Wort nicht von express, pfeilschnell, sondern von exprimere, expressus, für ausdrücken, durchdrücken, und wird dann assimiliert.
* Und beinahe rituell wieder den Cappucino mit einem C, wie schon hier vermerkt.

Das musste jetzt mal sein! Der Besserwisser in mir braucht alle paar Tage Auslauf auf der Koppel aller Besserwisser. Hat er jetzt genommen. Kommt nicht mehr vor, solange ich urlaube, versprochen!

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.