Wer mit offenen Augen durch Antalya, eine südtürkische Stadt so groß wie Köln, geht, findet schöne Beispiele, wie Türken mit ihrer Sprache umgehen. Erstes Kennzeichen: Alles ist erlaubt, offene Schlacht der Buchstaben − und jeder versteht es. Ich werde hier in lockerer Folge Beispiele dafür liefern, wie im öffentlichen Raum Sprache behandelt wird.
Bei uns haben die Frisierläden abenteuerliche Namen: Hairport oder HaarSpalter oder Schnittstelle oder HaarMonie (und wenn die fönende Besitzerin auch noch Monika heißt: Haar-Moni!). Dabei sind es doch allesamt nur durchschnitt(!)liche Frisöre, die auffallen wollen mit ihrer Kreativität, der vermeintlichen.
Es geht aber auch anders. Der Frisör in der Türkei ist ein Kuaför, und da er auch hier auffallen will mit der Kreativität, setzt er ein englisches New davor − fertig ist der Schnitt.
Blicken wir zurück in Rosemarie Nitribitts Zeiten: In den 50ern und auch in den 60ern Jahren gingen deutsche Damen ebenfalls zum Kuaför, zum Coiffeur, weil es so très chic war. Dudens Wörterbuch listet den Coiffeur auf, die Coiffeurin, die Coiffeuse, die Coiffure (Frisierkunst). Hoppla, haben wir alles noch.
Und dann die Preisfrage: Friseuse oder Frisörin? Gar nicht erst raten, schreiben Sie los! Geht es nach dem Standardwerk des Deutschen, ist jede Schreibweise denkbar!
Wirklich jede?
Jede! Friseur, Frisör, Friseure, Friseurin, Frisiersalon, Friseursalon. Würfeln Sie Buchstaben nach FRIS − und Sie machen alles richtig! Da haben wir den Salat! Den Friseur … ähhhh, den Friséesalat …