Sohnes Worte

Mein Sohn, finanzamtlich und krankenversicherungstechnisch gerade mal flügge, neigt dazu, meine Beiträge zu lesen. Was gut ist. Schlecht daran ist, dass Sprösslinge mit den Alten kritischer umgehen als der Rest der Lesenden. Noch schlechter: Sie legen die Alten fest auf das, was die Alten ihnen vermittelt haben. Und dieses Mal stehe ich in einem denkbar miesen Licht da. Neugierig genug? Dann zur ganzen Geschichte.

Die Autorin ω Nora Gomringer hielt am Samstag auf dem Lektorentag des Verbands Freier Lektoren*_/innen in Nürnberg … na, ja … neutral: die Begrüßungsrede. Im Zuge der Veranstaltung rief sie den „Honor your Lector“-Day aus. Ich habe das am Sonntag auf Facebook aufgegriffen, siehe Bildchen oben.

Ein paar Stunden später meldete sich mein Sohn – er weilt gerade beruflich in Irland, wo ihm langweilig zu sein scheint – auf digitalem Wege. Er hatte meine Anmerkung markiert. Und dazu in aller Bescheidenheit geschrieben: Also, wenn sogar mir so was aufstößt, dann ist es meist gravierend, mein lieber Vater.

Gut, ich habe das Wort Keynote verwendet. Jessas, der Verband hatte Frau Gomringer, eine wirklich kluge und witzige Frau, so angekündigt, als Sprecher der Keynote. Und der Begriff Honor your Lector ist von ihr.

Mein Sohn dazu: Wie wäre es mit Grundlagenrednerin und dem Wertschätze-deinen-Lektor-Tag? Uppsss, vom Sohn geschlagen mit den eigenen Worten. Das schmerzt.

Die konservative Bibel der Englisch-im-Deutschen-Gegner, der ω Anglizismen-Index, sagt dazu das, was Sie rechts sehen. Leitgedanke, Leitrede, Grundsatzrednerin. Ja, ja, ist ja gut. Sohn hat ja recht. Punkt.

Postscriptum: Ich entziehe meinem Sohn hiermit erstens die Leserechte an allen meinen Verlautbarungen. Zweitens die Weihnachtsgeschenke 2000 bis 2020 im Wert von 156,73 Euro. Drittens habe ich heute Nachmittag einen Termin beim Notar der Familie; der muss auch Erbrecht können.

 

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